Mühlenspiegel 18

31 HANDEL KUNST sehr hoch waren. In meinem Gespräch mit Frau Kleinert habe ich viele interessante Dinge erfahren. Zum Beispiel den Unterschied zwischen Ton und Porzellan. Ton wandert im Laufe der Jahrhunderte in der Erde, dadurch werden seine Minerale feinkörnig und leichter plastisch verformbar. Porzellan hingegen wandert nicht, die Moleküle haben noch „Ecken und Kanten“ und sind somit nicht so einfach zu bearbeiten. Wenn das Porzel- lan seine endgültige künstleri- sche Form von Mandy Kleinert bekommen hat, ist das Objekt durchscheinend und strahlt. Sucht man Frau Kleinert im Internet, stößt man auf eine Seite, die „Madame Pottine“ heißt. Disneykennern fällt vielleicht ein Zusammenhang auf, denn „Madame Pottine“ ist die wunderbare tanzende Teekanne aus „Die Schöne und das Biest“. Sie bedeutet für Frau Kleinert Inspiration und Freude zugleich. Auch ihre Teekannen sehen liebenswür- dig anders aus. Sie haben eine „Schnute“, die Tülle hat eine etwas andere Form als man sie sonst kennt. Allerdings findet sich die „Schnute“ auch als Schornstein an den harmoni- schen Lichthäusern oder auch am Keramik-Vogelhaus wieder. Sie soll durchaus zum Schmun- zeln anregen. Eine weitere Besonderheit ist der „Nippel“. Den haben Tassen und Kannen am Griff, um ein Abrutschen der Hand zu verhindern. Mandy Kleinert bietet Töp- ferkurse an, und wenn sie dar- über spricht, klingt es für mich wie eine besondere Lebens- einstellung. Sie sagt, dass man beim Töpfern zu sich selbst fin- den kann. „Jedes Stück enthält ein wenig Seele des Künstlers“. Es ist nicht einfach, seine inne- re Mitte zu finden, aber es ist erlernbar und für Frau Kleinert zumindest mit einem ähnlich entspannenden Effekt, wie für andere Yoga. Beide Hände harmonieren miteinander, Ton nimmt Unruhe übel. Es dauert seine Zeit….Deshalb bietet Mandy Kleinert keine Kurse mit festgelegter Dauer an, son- dern völlig flexibel, jeder wie er kann und möchte. Frau Kleinert nimmt Auf- tragsarbeiten entgegen, hierbei sollte der Kunde eine Wartezeit von ca. drei Wochen einplanen, da bestimmte Abläufe ihre Zeit brauchen. Die Kunstwerke von Mandy Kleinert sind allesamt Gebrauchsgegenstände, jedes einzelne ist auf irgendeine Art besonders. Das Geschirr kann sogar in den Geschirrspüler, man sollte nur darauf achten, dass es nicht zu eng steht. In dem gemütlichen Laden gibt es schon jetzt viel zu entde- cken. Und es sind noch viele Stücke in Arbeit. Das sieht auch jeder Besucher sofort, da es keine störenden Wände gibt, die die Sicht auf all die spannenden Dinge versperren würden. „Ohne meinen Mann wäre das hier nicht möglich“, sagt Mandy Kleinert. Da verzeiht sie ihm sogar, dass er ihr in ihrer Anfangszeit Konkurrenz beim Töpfern machen wollte. Allerdings kam er irgendwann nicht mehr an die Fertigkeiten seiner Frau heran… Mittelpunkt im Leben der Frau Kleinert ist allerdings ihr zehnjähriger Sohn. Ihm sind die verkürzten Öffnungszeiten geschuldet. Auch ein erstes Ausstellungsstück gibt es hier von ihm, ein selbstgemachtes Namensschild für die Mama, welches gut sichtbar im Ein- gangsbereich auf dem Schrank steht. Sie finden Mandy Kleinert in 16567 Mühlenbeck, in der Hauptstraße 22. Text: Katrin Kussat Fotos: Katrin Kussat Der nächste mühlenspiegel erscheint am 23.06. 2017

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