Mühlenspiegel 18

17 PORTRAIT MENSCHENRECHT (und eine Waldorfschule) und entwickelte sich musisch und sozial sehr schnell. Nach dem Abitur reiste sie 1998 nach Indien, um dort zusammen mit dem humanistischen Hilfsprojekt „Earth Dance“ für den Dalai Lama in Himachal Prasdeh Kulturveranstaltun- gen zu organisieren. „Die Erlebnisse mit den Menschen in Indien haben mein Leben für immer verän- dert“, sagt sie, „meine Wert- ordnung hat sich zugunsten einer wahrhaft humanitären Einstellung verschoben. Kon- sumgüter und gesellschaft- licher Status sind seitdem unwichtig für mich.“ Jenny Beckers Lebensziel war es fortan, „die Welt zu verbessern“. Sie begann in Marburg Jura zu studieren, arbeitete in der Redaktion Zeitgeschichte des ZDF, trat einer Juristen-Organisation zur völkerechtlichen Ächtung der Atomwaffen bei und befasste sich nach ihrem Jura-Diplom mit dem Studium der Friedens- und Konfliktforschung, wäh- rend dem sie erste Kontakte zu medizinischen Hilfsorganisati- onen knüpfte Seit dieser Zeit interessier- te sich die „Aktivistin“ auch zunehmend für den weltweiten Einsatz für das Leben von Frauen in Notsituationen. Sie unterstützte engagierte Bundestagsabgeordnete, die Evangelische Kirche Deutsch- lands und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft durch ihre Expertisen. Seit 2009 leitet Jenny Becker geschäftsführend das Jugendportal der Stiftung Friedensbildung. Haupt- ziel der EN-PAZ e.V. ist die Entwicklung von Planspielen, die Kindern und Jugendlichen Kriegsursachen, ihre inter- nationalen Zusammenhänge und die Bedürfnisse, die im Mittelpunkt von Konflikten stehen, erklären. Während der Gründung der EN-PAZ e.V. lebte Jenny Becker bereits vier Jahre mit ihrem nierenkranken Lebensgefährten zusammen, dem Vater ihrer Tochter. Die folgenden Jahre der schweren Krankheit ihres Freundes waren für die junge Familie eine andauernde Erfahrung der Qual. „An der Seite meines Part- ners wuchs in mir das Bedürf- nis, stärker auf den Menschen als Einzelwesen wirken zu kön- nen, anstatt gesellschaftliche Transformation über System- veränderung anzustreben. Ich beschäftigte mich mit der Idee, Krankenschwester zu werden, auch um an internationalen Hilfseinsätzen teilnehmen zu können“, erzählt Jenny Becker, „doch musste ich mir oft anhö- ren, dass ich für diesen Job zu verkopft sei“. Hinzu kam eine andere Art von Frust, „der NSA-Skandal, der mich als netzpolitisch sen- sibilisierte und auch rechtlich, gerade auf dem Gebiet der Bürger- und Menschenrechte, bewanderte Aktivistin sprach- und fassungslos zurückließ.“ Jenny Becker erkannte zunehmend, dass ihre frie- denspolitische Vision ins Wanken geriet. Völkerechts- widrige Kriege, der Kampf um Rohstoffe oder das Aushebeln von Grundrechten wegen des „Krieges gegen den Terror“ ließ sie an ihrer Wirkungsmacht verzweifeln. „Ich sehnte mich nach Sinnerfüllung“, bekennt sie. Heute ist Jenny Becker mit einem Unfallchirurgen ver- heiratet, der bei den „Ärzten ohne Grenzen“ Einsätze im Tschad absolviert. Und, Jenny Becker hat begonnen, an der Medizinschen Hochschule Brandenburg (MHB) in Neu- ruppin Medizin zu studieren. Diese innovative Hochschule in kommunaler Trägerschaft fokussiert ihre Lehrtägigkeit insbesondere auf die Heran- bildung von Landärzten und Landärztinnen unter spezieller Berücksichtigung der Medizin des Alterns. Jenny Beckers Ziel: Als Landärztin im Mühlenbecker Land zu arbeiten und bei der Behandlung, im Sinne eines biopsychosozialen Ansatzes, körperliche, psychische und soziale Aspekte gleichermaßen zu berücksichtigen. Jenny Becker hat sich konsequent entschieden, nicht zu verzweifeln, einen neuen Weg einzuschlagen, ohne dabei ihr eigentliches Ziel aufzuge- ben. Dem Mühlenbecker Land („Summt ist meine Heimat“) gehört ihre Zukunft. Jeden- falls plant sie, sich nach ihrem Studium stärker in unserer Gemeinde zu engagieren. Wür- de sie sich auch kommunal- politsch engagieren? „Warum nicht!“ antwortet sie, darüber hätte sie bereits nachgedacht. Ein alter Satz aus dem jüdi- Text: Claus Schmidt-Eckertz Fotos: Fotogruppe SichtWeisen, Privatarchiv, Fotolia www. en-paz.de schen Talmud beschreibt ihre neue Erkenntnis treffend: Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt! Wir haben Jenny Becker gefragt, ob Sie uns für den Abschluss dieses Artikels einen inspirierendes Aphorismus nennen möchte. Ihre Antwort ist ein Zitat der Schriftstellerin Sophie Mereau: „Das Leben ist kurz, der Tod gewiß, die Zeit kostbar. Und diese Gedanken erhalten mir einen heitern und thäti- gen Muth!“ Breitscheidstr. 8–9 · 16348 Wandlitz www.barnim-panorama.de So., 26.3., 10 & 13 Uhr Erlebnisführung mit Waldhexe Wanda Fr., 14.4., 13-15 Uhr Osterbastelwerkstatt So., 21.5., 11-17 Uhr Museumsfest zum Museumstag mit Modenschau, Traktoren, Schlemmermeile, Kremser u.v.m. So., 11.6., 11-14 Uhr Wandlitzer Sommerfrische, Picknick Frühlingserwachen im BARNIM PANORAMA

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