Mühlenspiegel 17

55 TIERSCHUTZ BÜRGERINITIATIVE Text: Lucién Weber Foto: Axel Lüssow www. pro-weidetiere.de Das Foto zeigt das ikonische "rote" Pferd, vor seit kurzem aus dem Auslaufgebiet für Wildtiere verschwunden ist und deren Verbleib unklar ist. Es steht hier vor den rostigen Resten eines Zauns mit Stacheldraht. Sowohl das Konik-Pferd als auch der Stacheldraht sind gut getarnt - das eine zum Nutzen des Pferdes vor Feinden, das andere zu seinem Schaden. Um das "Unschädlich machen" durch Abtransport oder ein dauerhaftes Abde- cken solcher Gefahrenquellen will sich die neue Bürgerinitiative BI mit Unterstützung der Naturwacht künftig kümmern. Neue Bürgerinitiative engagiert sich für den Erhalt der Weidetiere am Löwenzahnpfad W as ist los mit dem Löwenzahnpfad? Engagierte Menschen beobachte- ten in letzter Zeit Beunruhigendes und schlossen sich daraufhin zu einer Bür- gerinitiative zusammen. Frau Lucién We- ber, eine der Mitbegründerinnen, berichtet für den mühlenspiegel über Anlass und Ziel der Initiative: Der Löwenzahnpfad an den Schöner- linder Teichen liegt am Schnittpunkt des Naturparks Barnim mit dem Berliner Ein- zugsbereich. Mit seinen Herden von Konik- Wildpferden und Wasserbüffeln ist er über die Mühlenbecker Gemeindegrenzen hin- aus bekannt und sehr beliebt. Man kommt mit Kind und Kegel zu allen Jahreszeiten gern hierher, umrundet auf dem Wanderpfad das Naturschutzge- biet mit der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Aufmerksamkeit er- regen vor allem die Stars im kleinen Paradies: die Weidetiere. Deshalb waren viele Besucher beunruhigt, als Mitte Oktober plötzlich ohne Ankündigung alle Hengste von der Fläche verschwanden – der Be- weider hatte die Tiere anderweitig untergebracht. Die derzeit übrigen zwölf Pferde und vier Büffel sind auf der Fläche kaum noch zu sehen. Wo liegt das Problem? Gibt es Per- sonal- oder Finanzmangel, z. B. für die Zufütterung, die auf der kargen Fläche im Winter notwendig ist? Wie Recherchen ergaben, folgt der Löwenzahnpfad in puncto Re- duzierung der Pferdeherden einer Entwicklung, die auf den übrigen Flächen des Beweiders schon Trend ist. Komplette Herden mit Leithengst, Stuten, Fohlennach- wuchs über mehrere Generationen scheinen nicht mehr ins Konzept zu passen. Damit droht ein großes Projekt hier imMühlenbe- cker Land – bisher mit breitem Medienecho begleitet, vom ZDF gesponsert und öffent- lichkeitswirksam propagiert – sein Potenzi- al nicht entfalten zu können. Im Oktober 2016 trafen sich aus diesem Anlass zehn Bürgerinnen und Bürger im Mühlenbecker Gemeindehaus „Mühlen- treff“. Unter den Natur- und Tierfreunden befanden sich viele, die sich gut auf den Wildpferde in Not betreffenden sowie umliegenden Flächen auskennen, im Gespräch mit den dort ein- gesetzten Kräften sind und seit Jahren am Leben der Weidetiere aufmerksam und interessiert Anteil nehmen. Schnell einig- te man sich in der Runde darauf, dass der Löwenzahnpfad in seiner vielfachen positi- ven Auswirkung erhalten werden muss. Das schließt eine für die Attraktivität der Fläche ausreichend große Anzahl der Weidetiere ein, die in Herden artgerecht gehalten, gut betreut und im Bedarfsfall tierärztlich ver- sorgt werden sollen. Einstimmig beschlos- sen die Teilnehmer, eine Bürgerinitiative zu gründen, die Ideen und Kraft vieler Mit- streiter bündelt und als Ansprechpartner mehr Gewicht bei der Durchsetzung von Bürgerbegehren hat als engagierte Einzel- personen. Ein stabiler Kreis engagierter Leute ermöglicht auch längerfristige Akti- onen. Nun stellt sich die Frage, wie es weiter- gehen soll. Die Bürgerinitiative möchte alle Beteiligten mit unterschiedlichsten Interes- sen, Aufgaben und Strukturen zusammen- bringen: die Naturschutzbehörden, Fläche- neigner wie die Berliner Stadtgüter, den Naturpark Barnim, die Naturwacht sowie den Tierhalter als gewerblichen Beweider. Ziel ist u.a. ein integriertes Weideland-Ma- nagement zu ermöglichen. Für ein Projekt dieses Stellenwerts müssen auch weitere Fi- nanzierungen und Ressourcen zielgerichtet aufgetan und eingesetzt werden. Eine ver- besserte Kommunikation und Zusammen- arbeit mit Bürgern ist nicht nur wünschens- wert, sondern notwendig. Dazu brauchen wir einfach über den eigenen Tellerrand gucken: Ein funktionierendes Beispiel eines solchen Zusammenwirkens mit Informatio- nen über die Weidetiere gibt es nebenan am Tegeler Fließ. Sichtbare und schnelle Ergebnisse ver- spricht man sich von Vorhaben wie gemein- samen Müllaktionen mit Unterstützung der Naturwacht zum Beseitigen von Gefah- renquellen für Pferd und Büffel, wie dem Schutz der Apfelbäume vor Ver- biss oder der Mithilfe bei neuer Beschilderung. Außerdem gehen die Mitglieder der Bürgeriniti- ative auf involvierte Behörden, Institutionen und andere Ver- antwortliche kommunikativ und konstruktiv, aber auch entschlos- sen und kritisch zu. In einem ersten Gespräch im Rathaus si- cherte Bürgermeister Smaldino- Stattaus den Bürgern bereits sei- ne Unterstützung zu: Er wird sich engagieren, zusammen mit der Bürgerinitiative alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen. Nur so können gemeinsame Vorstel- lungen und Lösungen entwickelt werden. Auch wenn die Gemein- de Mühlenbecker Land selbst keinerlei rechtliche Handhabung am Löwenzahnpfad hat, so ist sie doch stolz auf dieses Vorzeigebeispiel, wie Natur-, Arten- und Tierschutz, Umweltbildung, Naherholung und Tourismus sinnvoll und vielversprechend ineinandergreifen kön- nen. Dieses Natur-Kleinod direkt in unserer Mitte ist für die ganze Gemeinde wertvoll und unbedingt schützenswert.

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