Mühlenspiegel 17

I ch fühle mich der Gemeinde immer noch verbunden“, bekennt Heinz Pfaff (85), der Schildow vor drei Jahren verlassen hat, weil die persönlichen Lebensumstände den Umzug in ein Seni- orenheim nahelegten. Ich besuchte den Senior in seinem Pflege- Appartement im Johanniter-Stift Tegel und sprach mit ihm über Wohnen im Alter. Dieses Gespräch zu führen war angenehm: Heinz Pfaff ist bestens informiert, kann zuhören und formuliert seine Meinung in druckreifen Sätzen. Herr Pfaff, zu Ihrem 80. Geburtstag habe ich Sie mit Filippo noch in Ihrer Wohnung in Schildow besucht. Warum sind Sie inzwischen in dieses große neue Gebäude neben der Humboldt-Bibliothek am Tege- ler Hafen umgezogen? 2013 war ich mit dem Rollator auf dem Rückweg vom Einkaufen unterwegs in der Bahnhofstraße gestürzt. Ein junges Ehepaar hat mir aufgeholfen. Zufällig waren beide Rettungssanitäter und woll- ten es nicht verantworten, mich in meinem Zustand mit Platzwun- de in die Wohnung zu bringen und dort alleinzulassen. Stattdessen riefen sie die 112, den Rettungsdienst, und ich wurde ins Kranken- haus gebracht. Nachdem ich wiederhergestellt war, haben mir die Ärzte geraten, in eine Einrichtung für betreutes Wohnen zu ziehen; denn wenn ich zu Hause mal hinfiele, das Herz mich im Stich ließe oder ich sonstwie Hilfe brauchte, wäre zumindest vormittags nie- mand da, an den ich mich wenden könnte. Die Gemeinde Mühlenbecker Land bemüht sich seit Jahren intensiv um Investoren für betreutes Wohnen, aber bisher hat es nicht ge- Neues Zuhause im Seniorenheim Redakteur Harald Grimm bei Schildows ehemaligem Bürgermeister Heinz Pfaff in einem Seniorenheim in Berlin-Tegel klappt. Erst jetzt ist anscheinend mit den Oberhavel-Kliniken ein se- riöser Träger gefunden worden. Wie sind Sie fündig geworden? Ich habe mich 2013 in Bergfelde, Basdorf und Glienicke umgese- hen. Dann gab mir meine Lebensgefährtin Christine den Hinweis auf einen Neubau in Tegel. Wir sind hingefahren, haben uns das mal genauer angeguckt, und weil es mir gefiel, haben wir mit dem Einrichtungsleiter gesprochen. Angeblich war nur eine letzte Woh- nung noch frei. Ich dachte, den alten Gebrauchtwagenhändler- Trick kenne ich: "letztes Angebot und außerdem noch zwei weite- re Interessenten", so will man den Kunden über den Tisch ziehen. Aber dann zeigte der Mann mir die Unterlagen, und ich beeilte mich zu unterschreiben. In den beiden oberen Etagen des fünfstöckigen Hauses wohnen Mie- ter in behindertengerechten Wohnungen mit eigener Küche, in den Stockwerken darunter gibt es Pflegeappartements, deren Bewohner unterschiedlich mobil sind: Viele gehen mit Rollatoren, andere haben Rollstühle. Ein Stockwerk ist mit eigenem Zugang Demenzkranken vorbehalten. Das südliche Erdgeschoss nimmt die lebhafte Bevölke- rung der Kita „Klax“ in Beschlag. Was war für Sie ausschlaggebend, sich für dieses Haus zu entscheiden? Mir hat hier vor allem die Lage gefallen: In der Umgebung gibt es weitere Einrichtungen für Senioren und man merkt, dass der Be- zirk sich auf die Bedürfnisse älterer Menschen eingestellt hat: ab- gesenkte Bürgersteige an Zebrastreifen, schwellenfreie Eingänge zu Geschäften. In der direkten Umgebung gibt es Einkaufsmöglichkei- ten, die man auch mit dem Rollator noch gut erreichen kann. Eine 40

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