Mühlenspiegel 16
M it sieben Jahren beginnen viele Kinder ein Hobby. Für Lennart Kleeberg war es der Fußball. Zunächst. Aber dann lockte ihn ein Freund zum Tennis. Der Trainer erkannte sofort das Talent, das in dem Jungen steckte. Die gute Koordination, mit welcher er den Schläger führte. Die Präzision, mit welcher er den Ball aufs Feld des Gegners platzierte. Die Art, wie er sich auf dem Platz bewegte. Von Anfang an war er - für alle sichtbar - überdurchschnittlich gut. Training, Training und nochmals Training An diesem Sommertag, sieben Jahre später, treffe ich ihn und seine Eltern am Gartentisch in Schildow. Die Brackets, die ihm erst am Morgen auf die Zähne geklebt wurden, behindern ihn et- was beim Reden. Davon einmal abgesehen wirkt er entspannt. Es sind gerade Sommerferien. Zeit, um durchzuatmen. Der Alltag, in welchem Lennart sonst lebt, ist äußerst straff organisiert. Trai- ningseinheiten prägen beinah jeden Tag seiner Woche. Vor oder nach dem Unterricht. Manchmal kommt er erst um viertel zehn nach Haus. Sommers wie Winters. Dazu kommt der Schulalltag auf der sportbetonten Oberschule. Lennart packt das alles offenbar mit erstaunlicher Leichtig- keit. Er ist nicht nur Mitglied der Tennisweltrangliste in seiner Altersklasse, sondern auch unlängst zum leistungsstärksten Schüler seines Jahrgangs in der Schule ausgezeichnet worden. Ein Ausnahmetalent? Tausende Euros für Equipment und Turniere Seine Eltern und die Großeltern glauben das und stehen voll hinter ihm, fördern ihn, fordern ihn und investieren selber viel. Erstaunlich viel. Zum einen Zeit. Zeit, die sie nicht gemeinsam Das Ass Lennart Kleeberg aus Schildow ist Mitglied der Tennisweltrangliste als Ehepaar verbringen können. Zeit, die sie nicht frei einteilen können. Zeit, die ausschließlich in das Tennistraining investiert wird. So begleitet Lennarts Vater seinen Sohn vier ganze Nach- mittage in jeder Woche zum Training im Süden von Berlin. Hinzu kommen zahlreiche Auswärtsturniere am Wochenende – auch im Ausland. Zum anderen investieren die Eltern wahnsinnig viel Geld. Das Training, die Schläger, die Kleidung, die Physiotherapie jede Woche und vor allem die Reisen zu den Turnieren kosten tausen- de von Euros pro Jahr. Dabei birgt Lennarts Erfolg ein Dilemma: Jeder Tag, mit welchem er in einem Turnier verbleibt, ist für ihn gut, muss aber von den Eltern teuer bezahlt werden. Sponsoren fehlen (noch), wenngleich Lennart gerade Landesmeister des Ten- nisverbandes Berlin-Brandenburg geworden ist. Bei den deutschen Meisterschaften wurde er 2016 sogar Vizemeister. In der Pubertät trennt sich die Spreu vom Weizen Lennarts Vater wirkt fast so entspannt wie sein Sohn, wenngleich man ihm anmerkt, dass er für den Erfolg seines Sohnes lebt. Die vielen Stunden, die er allwöchentlich am Rande des Platzes ver- bringt seien für ihn gut investiert. Er schaltet dort ab, genießt und Die ersten Preise hat das Tennis-Ass Lennart bereits erhalten. Die Sammlung wächst ... 54
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