Mühlenspiegel 16

10 Landleben auch in Zühlsdorf, vorrangig am Rahmersee. Damit ging ein Aufschwung der Gastwirtschaften und Ausflugsloka- le einher, und vor allem in den Sommermonaten gab es im Ort mehr Sommerfrischler als Einwohner. Beliebt war der Ort in den 1920-er Jahren bei Schriftstellern und Künstlern, die das einfa- che Landleben im Sommer dem Treiben in Berlin vorzogen. So bestimmten Parzellen mit Lauben und sogenannten Bungalows, umgeben von den typisch brandenburgerschen Kiefernwäldern, das Zühlsdorfer Ortsbild. Heute sind viele damalige Wochenend- grundstücke erschlossen und Wohnhäuser auf diesen Parzellen errichtet worden. Neben der „Heidekrautbahn“, die damals noch bis Liebenwal- de fuhr, gab es in den 1980-er Jahren auch eine direkte Busver- bindung von Berlin-Pankow nach Zühlsdorf. Die Ausflugsbusse mit dem Dreieck verkehrten an den Wochenenden und Feierta- gen. Sie brachten Ausflügler und Erholungssuchende direkt und schnell ans Ziel. Schon immer bestand eine historische Verbindung zum Barnim, einstmals Landkreis Niederbarnim, und besonders zu den Orten Basdorf und Wandlitz. So gehörte das bis dahin selbstständige Zühlsdorf 1992 zum Gemeindeverbund Wandlitz, später erfolgte die Eingliederung in das Amt Schildow im Zuge der Gebietsre- form. Bestrebungen, danach wieder nach Wandlitz „überzuwech- seln“, wurden bei einer Abstimmung mehrheitlich nicht getragen. So verblieb Zühlsdorf im Gemeindeverbund, zu dem zeitweise neben Schildow, Mühlenbeck, Schönfließ auch Stolpe und Stolpe- Süd gehörten. Geblieben sind aus dieser Zeit z.B. die Telefonvor- wahl des Amtes Wandlitz, die Mitgliedschaft im Niederbarnimer Wasser- und Abwasserzweckverband und im Tourismusverein Wandlitz. Auch die ev. Kirchengemeinde bildet mit Basdorf und Wandlitz einen eigenen Pfarrsprengel. Unklar ist, wie der Ort zu seiner Postleitzahl gekommen ist, sie ist mit der von Oranienburg identisch. Chronik Anno 1375 wird Zühlsdorf im „Landbuch Kaiser Karl IV“ erst- mals gesichert erwähnt, bereits 1335 gibt es die Nennung einer Holzsägemühle. Daher ist diese Jahreszahl der Ortsgründung auch im Findling am Dorfeingang von Zühlsdorf eingraviert. Um 1459 wird Zühlsdorf ausdrücklich als Kirchdorf genannt. Auch hier hinterlässt der Dreißigjährige Krieg, ähnlich wie in umliegenden Ländereien, verwüstete Äcker, Hungersnot und durch die große Pestwelle im 15. Jahrhundert verödete Siedlun- gen. Zühlsdorf bleibt eines der ärmsten Dörfer der Region. Mit der Reformation um 1525 ist die Gemeinde lutherisch; bei der so- genannten „Kirchenvisitation“ 1541 wird Zühlsdorf erstmals als Tochterkirche von Zehlendorf/Barnim aufgeführt. Um 1652 wird der Ort, wie die meisten Dörfer rings um Ora- nienburg, von Luise Henriette, der Gattin des Großen Kurfürs- ten, aufgekauft und von holländischen und friesischen Kolonisten wieder besiedelt. Um 1668 wird mit dem Neubau einer einfachen rechteckigen Fachwerkkirche begonnen. Kirche und Dorf waren nach dem Dreißigjährigen Krieg zerstört. 1725-1740 war Friedrich Reinhard Dorfschulze in Zühlsdorf. Ihm folgte 1741-1750 Christian Rein- hard und 1753- 1759 Michael Reinhard sowie 1773-1776 Friedrich Wilhelm Reinhard in das Amt. ORTSTEILE ZÜHLSDORF Der „Findling“ ist das inoffizielle Wahrzeichen Zühlsdorfs, mit dem sich die Einwohner des Dorfes identifizieren. „Wir treffen uns am Findling“, da weiß jeder, welcher Ort gemeint ist. Über die Herkunft des Steins besteht Unklarkeit. Vielleicht eine Botschaft aus dem All ...? Das Bahnhofgebäude, gebaut um 1910, steht unter Denkmalschutz. In dem schönen Backsteinbau befindet sich die Gaststätte „Bahnhofstube“, die auch zahlreiche interessante Veranstaltungen anbietet. Die Heidekrautbahn hält hier Die Gaststätte „Heidekrug“ mit dem Saal war über viele Jahrzehnte ein beliebtes Ausfluslo- kal. Jetzt nutzen die Countrylinedancer Berlin-Brandenburg den Saal als Western Saloon für ihre Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse Die Zühlsdorfer Mühle am Flüsschen Briese ist einer der ersten besiedelten Orte in Zühls- dorf. 1768 wurde vom damaligen Mühlenbesitzer August Ladeburg neben der Mehlmahl- mühle eine Sägemühle errichtet. Diese ist heute noch funktionstüchtig

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