Mühlenspiegel 15

41 JUGENDARBEIT BEGEGNUNGEN Text: John, Andreas Lyson, Benny Brandt Fotos: Benny Brandt, Andreas Lyson www.auschwitzundich-ard.de der Filme konnte man ein kleines Mädchen, etwa 5-6 Jahre alt, sehen welches gerade am Strand von ihrer Mutter gefilmt wurde, wie sie eine Sandburg baute. Dieser Film war einfach zu viel für mich, weil in diesem Moment, die umgebrachten Menschen, ein Gesicht bekommen haben und es dadurch noch ergreifender und bedrückender für mich wurde. Als Außenstehender kann man das nicht verstehen, aber in Kombination mit dem zuvor erlangtem Wissen war das zu viel für mich. Zudem konnte man im nächsten Raum kleine Zeichnungen der Kinder sehen. Häufige Motive der Zeichnungen waren z.B. Bomben, tote Menschen und Waffen. Als die Führung dann um ca. 18 Uhr zum Ende war, fuhren wir zurück und gingen dann zum Essen. Am Abend redeten wir dann alle nochmal über den Tag und gingen dann langsam schlafen. Tag 3 Zu Beginn des dritten Tages hatten wir die Möglichkeit zu einem katholischen Gottes- dienst zu gehen. Um 9 Uhr begann dann ein kleines Warm-Up, bei dem wir ein wenig wach werden sollten für den Besuch der Gedenk- stätte Auschwitz-Birkenau, um 9:30 Uhr. Als wir im zweiten Lager ankamen war es wieder ein sehr schockieren- der Moment, als wir die 500 Hektar des Vernichtungsla- gers sehen konnten. Während der Führung konnten wir die Baracken bzw. „Ställe“, wie sie auch genannt wurden und die zerstörten Gaskammern, in denen viele Neuankömmlinge direkt nach der Einlieferung getötet wurden, sehen. Auf dem Rückweg von den Gas- kammern erwiesen wir den Opfern unsere Ehre, indem wir Rosen an dem Denkmal für die Opfer ablegten. Zurück in der Unterkunft begaben wir uns dann zum ersten Mal in unsere Workshops, welche z.B. Tanzen, Rap, Schwarz-Weiß, Dokumentation und Theater waren. Ich war imTheater- workshop, der meiner Mei- nung nach sehr gelungen war. Die verschiedenen Workshops gingen dann nahtlos in das Abendessen über. Wie jeden Tag sprachen wir am Abend dann wieder über den zu schnell vergangenen Tag und über den nächsten Tag. Tag 4 Dieser Montag begann für mich mit einem komplett verschlafenen Frühstück. Nach dem morgendlichen Warm-Up hatten wir ein sehr interessantes und für die meisten ein sehr emotionales Zeitzeugengespräch, welches einige Tränen auf deutscher und polnischer Seite forderte. Am späten Morgen hatten wir dann endlich wählbare Pflegearbeiten. Zur Wahl standen die Arbeit auf dem jüdischen Friedhof oder Fegen im Stammlager. Ich hatte mich für „Fegen im Stammlager“ entschieden. Es fühlte sich schon komisch an Sandwege zu fegen, aber da wir durch unsere Arbeit ein Zeichen set- zen wollten, haben wir weiter gemacht. Am Nachmittag gab es dann nochmal die Chance auf dem Friedhof zu helfen oder zur Länderausstellung zu fahren. Ich hatte mich mit 13 weiteren Leuten entschieden, auf den Friedhof zu gehen, auf dem wir noch ein wenig gearbeitet haben. Irgendwann ging an diesem Abend die Sonne unter, und wir gingen schlafen. Tag 5 Ich würde gerne mehr über diesen Tag sagen können, aber der Dienstag war ein Tag, an dem wir „nur“ unsere Work- shops hatten. Ohne Stress ging dieser Tag dann zu Ende. Tag 6 Mittwoch war unser letzter kompletter Tag in Polen, weshalb es am Nachmittag zu der Vorstellung unserer Work- shops kam. In einem Schloss, das nahe unserer Unterkunft stand, durften wir bei dieser kleinen Show unsere Meister- werke vorstellen. Von unseren Zuschauern, unter denen der Konsul von Krakau, der Bürgermeister von Oświęcim, Vertreter des Auswärtigen Amtes sowie des deutsch-pol- nischen Jugendwerkes waren, kam hauptsächlich positive Resonanz, wie beispielswei- se „eine super Show“ oder „echt tolle Ideen“. Am Abend machte sich dann schon langsam die Abschiedsstim- mung breit, weil einige der polnischen Teilnehmer schon gehen mussten und somit flossen schon einige Tränen. In dieser kurzen Zeit hatten wir nämlich schon einige gute Freunde gefunden. Durch eine kleine Abschiedsfeier wurde die Stimmung relativ schnell wieder heiter. Tag 7 Donnerstag war der letzte Tag unserer Fahrt. Das hieß noch mehr Tränen. Nachdem die meisten sich gefühlte 20 Minuten umarmt hatten, ging die Fahrt dann um 14:30 Uhr los. Doch schon nach den ersten 100 m fiel uns auf, dass wir etwas vergessen hatten. Dieses Etwas war eigentlich ein Jemand und hieß Sandra vom Landesjugendring, die eine unserer Betreuerinnen war. Also hielten wir an und ließen sie einsteigen. Die wie- der einmal 10 Stunden lange Rückfahrt war verdammt lus- tig. Vor allem hatten wir eine kleine Musikbox dabei, über die wir dann 8 Stunden lang Musik hören konnten. Das half dem Einen oder Anderen bestimmt, über den Abschied hinwegzukommen. Pflegearbeiten im Stammlagen 1 Auschwitz Gruppenfoto zur Erinnerung Buch mit den Namen aller Opfer

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