Mühlenspiegel 15

Text: Doris Krohn Foto: Fotogruppe SichtWeisen 39 ich freue mich, wenn meine Vo- raussage stimmt.“ Der Hobbymeteorolo- ge steht jeden Tag bereits um 3:45 Uhr auf. Nachdem der Kaffeeautomat eingeschaltet ist, liest er alle Wetterdaten ab und notiert sie wie sein Vater im Jahreskalender. Nach dem Frühstück geht es dann schnell zur S-Bahn. Die einstündige Fahrt zu seiner Dienststelle bei der Bundespolizei in Berlin verkürzt er sich mit Lesen von E-books; bevorzugt werden Krimis. Ehefrau Sabine und Sohn Paul teilen seine Leidenschaft für das Wetter nur bedingt. Doch sein Rat, bei angesag- tem Bodenfrost zwei Kerzen in das kleine Gewächshaus zu stellen, hat das Gemüse schon oft vor dem Erfrieren gerettet. Auch Wäsche von der Leine konnte rechtzeitig ins Trocke- ne gebracht werden. Wenn aus beruflichen Gründen noch Zeit bleibt, unternimmt das Ehe- paar gern Kurzreisen in die nä- here Umgebung. Der Filius hat gegenwärtig andere Sorgen, er büffelt gerade für das Abitur. Kürzlich erhielt Uwe God- schan einen Brief vom Zweck- verband Fließtal. Darin wurde angefragt, ob er sich ehrenamt- lich an der Regenmessung im Gebiet beteiligen würde. „Gern mache ich dort mit, bestimmt lerne ich dadurch noch andere Wetterfrösche kennen. Wenn ich in ein paar Jahren in Rente gehe, habe ich ja auch mehr Zeit für mein Hobby. Dann will ich auch mein Equipment erwei- tern und mir eine Wetterstati- on kaufen, die noch genauere Daten liefern kann.“ Immer wenn er aus dem Haus geht, behält Uwe God- schan den Himmel fest im Blick. Als ich mich verabschie- de, meint er, dass es bald regnen wird. Ungläubig schaue ich in die strahlende Sonne. Auf dem Weg zum Auto beginnt es zu tröpfeln und ich werde nass. Die Messstation registriert alle wichtigen Wettterdaten

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