Mühlenspiegel 15

ENGAGEMENT TIERSCHUTZ 37 Text: Lucién Weber Fotos: Axel Lüssow (Fotogruppe SichtWeisen) über Vögel und Brutverhalten. Mit Tierfo- tograf und Tierschützer Axel Lüssow, en- gagiert und sehr kenntnisreich in puncto extensive Weidelandhaltung, verbindet sie ebenfalls ein guter Draht Zu ihrem Netzwerk gehören auch Igel- und Vogelbetreuer, eine Wildtierrettungs- station, Tiervereine, eine ehrenamtliche Pflegestelle für Wildtiere in der Gemeinde Mühlenbecker Land, so dass sie verletzte, kranke oder eindeutig verwaiste Tiere und Vögel in kompetente und vorschriftsmä- ßige Pflege und zur Wiederauswilderung vermitteln konnte und kann. „Ich kenne die Landschaft zu jeder Jahreszeit. Nie wird es mir langweilig, es gibt so viel zu beobachten. Demnächst der Hochzeitsflug der Rohrweihe“, schwärmt die Verwaltungsangestellte. Sie und ihr Mann lieben den ursprünglichen, wilden Landschaftscharme ihrer Heimat. Im Jahr 2000 ist Martina Neitzel von Berlin-Wed- ding nach Mühlenbeck gezogen, hat mit ihrem Mann später hier ein Haus gebaut, vor dessen Haustür das Naturschutzgebiet liegt. Dessen Fauna hat sie vor vielen Jah- ren zu ihrem Aufgabengebiet erkoren. Sie ist mit ganzem Herzen, aber auch mit Sachverstand bei der Sache und kennt den Alltag im Paradies. Ihre Fragen kön- nen auch unbequem, ihre Hinweise kri- tisch sein: Weshalb wird mitten in der Brutzeit hier eine Treibjagd auf Wild- schweine veranstaltet? Warum braucht es erst den Druck des Veterinäramtes, damit imWinter für die Pferde und Wasserbüffel ausreichend zugefüttert wird, da ab Spät- herbst das abgezäunte, relativ kleine Areal nicht mehr genügend hergibt. Erfolge ma- chen dann wieder richtig froh: inzwischen wird genügend gutes Futter abgelegt, und zwar an zwei Stellen, damit sich die unter- schiedlichen Herden und Tierarten nicht ins Gehege kommen. Martina Neitzel ist fasziniert, wie die freilaufenden Tiere in einer Herde mit mehreren Generationen artgerecht leben und ihre Verhaltensweisen erst dadurch richtig zur Geltung kommen. Umweltbil- dung für jedermann, vor allem für Kinder und Jugendliche, die einen ganz anderen Bezug zu Tieren entwickeln als nur durch Besuche im Zoo. „Liebe zur Natur entsteht am besten in der Natur selbst“ ist eine ih- rer Grundüberzeugung. Eine andere teilt sie mit Axel Lüssow: Bei der extensiven Weidelandhaltung gehören Artenschutz und Tierschutz immer zusammen, denn Büffel, Rinder oder Pferde sind schließlich keine „Werkzeuge“. „Wenn alle an einem Strang ziehen, wäre eine gute Zusammenarbeit ganz ein- fach“, meint Martina Neitzel. Auch wenn überall die Personaldecke dünn ist und das Geld knapp, wäre bei der Kontrolle auf Verletzungen als auch der Betreuung wie Huf- und Klauenpflege das Nötige mach- bar. Zum Wohl der Tiere, die – salopp ge- sagt – als „Landschaftspfleger“ einen guten Job machen. Jetzt im Juni hat sich überall Nach- wuchs eingestellt. Während die Tierfreun- din von ihrem „hauptamtlichen Ehren- amt“ erzählt, führt ein Wildgänsepaar seine Kinderstube vorbei. Ein vielstimmi- ger Vogelgesang, darunter Reviergesänge der Nachtigallen, ist unsere Geräuschku- lisse. Bevor wir über das Knüppelholz- Brücklein balancieren, entdeckt sie eine defekte Absperrung, deren unterer Draht bis auf den Boden durchhängt. „Hier kommt ja jedes Fohlen durch“, stellt sie der auf. Martina Neitzel hebt das Fernglas an die Augen. Nach ihm wird sie morgen wieder sehen. Ein altes Schlauchboot und andere Hinterlassenschaften der Wild-Angler sowie Müllaltlasten wurden bei der von Martina Neitzel initiierten Aktion im Mai gesammelt und entsorgt Konikpferde gehören zu den Attraktionen rund um den Löwenzahnpfad. Martina Neitzel kümmert sich um sie Beeindruckend: Wasserbüffel beim Schlammbaden fest und macht sich Notizen. Später zückt sie noch mehrmals ihr Notizheft: Die ka- putte Bank wird registriert. Weitergeben wird sie auch die besorgten Äußerungen von Besuchern über die total verkletteten Schweife einiger Pferde, weil es sich mit solch verfilzten, schweren Dingern nicht wedeln lässt und damit die Funktionalität von Schweif und Mähne gegen die Fliegen verloren geht. Die Wasserbüffel machen ihrem Na- men alle Ehre, von ihnen gibt es nur schwarze Hügel in den schilfumsäumten Teichen zu besichtigen. Bei den Koniks herrscht wieder mal Aufregung. Der abge- wiesene Hengst nähert sich mit eindeuti- gen Absichten, erneut gibt es ein Hin und Her. Diesmal stürzt das sehr junge, bisher einzige Stutenfohlen, steht aber gleich wie-

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