Mühlenspiegel 13
38 I nmitten von Schönfließ gab es einst eine Brennerei. Eine Schildower Familie hat das Objekt aus dem Besitz der von Feldheims erworben und will nun nach der Sanierung mit sorgfältig ausgewählten Mietern neues Leben in das Haus bringen. Geschichten über die alte Brennerei gibt es viele: Zum Beispiel die, dass eines Tages im Zweiten Weltkrieg die unterir- dische Leitung vom Haupthaus zu den dahinter liegenden Ställen leck lief. Ei- gentlich floss dort nur ein Getreiderestbe- stand, übriggeblieben vom Schnapsbrennprozess, zu den Rindern. Doch an die- sem Tag gesellte sich noch Alkohol hinzu. Und so kam es, dass die Kühe an jenem Tag regelrecht besoffen in der Stallung lagen. Oder die Geschichte von den Kriegsgefangenen, die nachts in den Räumen der Brennerei französische und englische Lieder san- gen. Zugehört hat damals Hans-Georg Gierke, dessen Vater die Brennerei für die Adelsfamilie der von Feld- heims verwaltet hat. Gierke hat als Kind die Brennerei Alte Brennerei ganz neu erkundet und dabei immer neue Abenteu- er erlebt. Jetzt lebt er in Hannover und hat sich für diesen Beitrag und damit für Sie zurückerinnert. Die Nazis hätten die Brennerei gern für ihre Propagandamaschine genutzt, berichtet er weiter. Weil es den Kriegsge- fangenen hier nämlich vergleichsweise gut ging – denke man etwa an die Gräueltaten im nicht weit entfernten KZ Sachsenhau- sen – wurden dagegen in der Brennerei re- gelmäßig Medienbeiträge produziert, um Die Geschichte der alten Schnapsbrennerei in Schönfließ zu zeigen, dass man doch gut mit den Ge- fangenen umgehe. Zu DDR-Zeiten wurde dann in der Alten Brennerei bis 1985 eine Mützen- und Uniformnäherei betrieben, weiß Klaus Brietzke (CDU), ehemaliger Bürgermeister im Mühlenbecker Land, zu berichten. Etwa 30 bis 40 Frauen hät- ten dort gearbeitet. Eine Kantine gab es wohl auch. Vor etwa zehn Jahren konnte die Freiwillige Feuerwehr von Schönfließ verhindern, dass das komplette Gebäude einem Brand zum Opfer fiel. Wer jetzt an dem Ge- bäude im Herzen von Schönfließ vorbei fährt, sieht die fast abgeschlos- senen Sanierungsarbeiten. Der Fassadenton ist ir- gendwie besonders. Grell kalkweiß könnte man ihn vielleicht nennen. Erklären können das die neuen Be- sitzer, die Familie Seidel. Sie haben das Objekt nur kaufen können, weil die von Feldheims 2011 einige Objekte aus ihrem Besitz über die Berliner Vermö- gens- und Verwaltungs- gesellschaft (BVVG) abge- stoßen haben – darunter Nach allen Regeln des Denkmalsschutzes (das Erscheinungsbild der Nachbargebäude durfte nicht „gestört“ werden) vom neuen Eigentümer saniert: Die alte Brennerei in neuem Glanz
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