Mühlenspiegel 13

MAUERWEG CHRONIK Text: Karl-Heinz Schmidt Fotos: Karl-Heinz Schmidt, Peter Püpke Grafik: Ralf Roletschak mauerweg.morgenpost.de Mauerdurchbruch am Köppchensee, aufgenommen 1990 Hinweisschild an der Grenze im Westberliner Gebiet Wachturm an der Akazienstraße, aufgenommen 1990 21 Akazienstrasse in Schildow aufgenommen. Diese Grenze wurde laufend weiter ausgebaut und perfektioniert. Anfang der achtziger Jahre bot sich Flüchtlingen als erstes Hindernis die Hinterlandmauer, die den Grenzstreifen zur DDR hin ab- schloss. Danach musste ein Signalzaun überwunden werden, dessen Berührung die in den Beobachtungstürmen stationierten Grenzsoldaten alarmierte. Am Fuß dieses Zaunes waren häufig sogenannte Flächensperren mit nach oben weisenden Stahlspitzen ausgelegt, die den Flüchtenden entweder verletzen und abschrecken sollten. Nachdem Posten- bzw. Kontrollweg überquert waren, mussten „Fahrzeug- sperren“ überwunden werden, die eine Flucht mit dem Auto oder einem Lastwa- gen verhindern sollten. Als letztes Hindernis vor demWesten mussten Flüchtlin- ge dann die eigentliche „Mauer“ überwinden. Nachts war der Grenzstreifen durch die Lampen der sogenannten Lichttrasse hell erleuchtet, damit die Grenzsoldaten auch bei Dunkelheit Flüchtlinge gut erkennen konnten. In regelmäßigen Abstän- den standen mit Grenzsoldaten besetzte Wachtürme. Sie waren so positioniert, dass die dort postierten Grenzer den zwischen ihnen liegenden Grenzabschnitt einsehen konnten. Von dort aus überwachten sie den Grenzstreifen und das Hin- terland der Grenze, um Flüchtlinge frühzeitig ausmachen zu können. Gleichzeitig sollten die Grenzsoldaten das angrenzende Gebiet von West-Berlins beobachten. Vergleicht man die Bilder, fällt mir hierzu das leicht abgewandelte Sprich- wort der Berliner Sozialdemokraten aus dem vorvorletzten Jahrhundert ein: „Die Natur in ihrem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“. Die Gmuender Tagespost schrieb hierzu in einem Artikel: „Machten über Jahrzehnte Metallzäu- ne, Stacheldraht, Minen, Wachtürme, Selbstschussanlagen und bissige Hunde die Grenze zu einem nur schwer zu überwindenden Bollwerk zwischen Deutschland Ost und Deutschland West, zeigte die Natur wenig Respekt vor dem Menschen bedrohenden Wall. ‚So nutzen Braunkehlchen die Grenzpfosten gerne als Sing- warte‘, erinnert sich Kai Frobel, Artenschutzreferent beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Dachse waren am subversivsten, mühelos unterhöhlten sie metertief in der Erde verankerte Betonplatten. Dies hat der Tier- filmer Heinz Sielmann noch kurz vor der Wende festgehalten.“

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