Mühlenspiegel 13
10 U m 4:30 Uhr klingelt bei Kathleen Bölke in Schönfließ der Wecker. Eine Stunde später weckt sie ihre beiden Söhne, den sie- benjährigen Henrik und den vierjährigen Richard. Nach dem Waschen, Anziehen und Frühstücken geht’s ab in die Kita bzw. den Hort, aber vor- her wird Hündin Emma noch Allein erziehend? Kathleen Bölke aus Schönfließ sucht Gleichgesinnte für ein lokales Netzwerk für Alleinerziehende einmal zärtlich gedrückt. Ka- thleen selbst stürzt sich in den morgendlichen Berufsverkehr. Die Zeitsoldatin der Bun- deswehr und gelernte Arzthel- ferin arbeitet im Labor eines Berliner Krankenhauses Voll- zeit als Medizinisch-technische Assistentin. Gegen 16:00 Uhr fährt Frau Hauptfeldwebel zu- rück nach Schönfließ und holt die Kinder ab; dann wird ein- gekauft und weitere notwen- dige Versorgungen werden er- ledigt, wie Kinderarztbesuche oder ein Schwimmkurs . Sie ärgert, dass es hier in der Gegend keinen Drogeriemarkt gibt und sie wegen Kleinig- keiten bis Hohen-Neuendorf fahren muss. Zwischen 17:00 und 18:00 Uhr sind die drei dann endlich wieder zu Hause. Viel Freizeit bleibt dann nicht mehr, denn nun müssen auch noch Hausaufgaben gemacht werden. Nach dem Sandmann gehen die Kinder um 19:00 Uhr schlafen. Für die alleinerzie- hende Mutter beginnt dann die „zweite Schicht“ mit Haushalt, Wäsche, Kochen und Vorberei- tungen für den nächsten Tag. Erst gegen Mitternacht liegt auch sie im Bett. Bei einem solchen Tages- rhythmus bleibt kaum Zeit für Hobbys oder Freundschaften. Die 35jährige junge Frau kann sich gut vorstellen, dass es in ihrer Gegend noch ande- re alleinerziehende Väter und Mütter gibt, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation be- finden. Sie sagt: „Deshalb habe ich beschlossen, eine Selbsthilfe- gruppe zu gründen, um damit ein Forum zu schaffen, in dem Betroffene, die gleiche Proble- me oder Anliegen haben und gemeinsam etwas dagegen bzw. dafür unternehmen möchten. Vor allem ist mir der Infor- mations- und Erfahrungs- austausch wichtig. Praktische Lebenshilfe sowie gegenseitige emotionale Unterstützung und Motivation gehören natürlich auch dazu. Darüber hinaus ist man gemeinsam auch stärker und kann spezielle Interessen nach außen besser vertreten. Die Selbsthilfegruppe soll ein Ort der Begegnung und Be- ratung mit einem breit ange- legten, passgenauen Angebot sein. Beispielsweise denke ich an Eltern-Kind-Kurse, um Situationen im Alltag bes- ser zu beherrschen, auch an gemeinsame Ausflüge in die nähere Umgebung, Sportan-
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