Mühlenspiegel 12

52 Nadim Baker (22) ist unser jüngster Gemeindevertreter. Unter #MüLa twittert er live aus den Sitzungen. Was treibt den jungen Mann an? Politik? Ja, bitte! Herr Baker, wir haben nachgeschlagen. Ihr Vorname wurzelt im Arabischen und bedeutet so viel wie„Trinkbruder“. Sind Sie ein arabischer Trinker? Da habt ihr wohl in anderen Quellen nachgeschlagen als ich. Ich dachte immer, es heißt »guter Freund« – dieser Bezeichnung versu- che ich gerecht zu werden. Aber in guter Gesellschaft trinke ich hin und wieder natürlich auch mal ein Gläschen. Als Treffpunkt für dieses Interview haben Sie die Brücke der stillge- legten Zugstrecke der Heidekrautbahn gewählt. Warum? Ich bin mit den leeren Bahngleisen aufgewachsen und bei gutem Wetter noch heute oft mit Freunden hier. Natürlich wäre es toll, wenn auf der Strecke eine S-Bahn fahren würde. Aber das ist mo- mentan nicht der Fall. Ich glaube, dass man vor Missständen nicht die Augen verschließen darf. Die Gleise verkörpern den romanti- schen Charme dieser Gemeinde, der aber mit Zeit und Fortschritt vereinbart werden muss. Deswegen mache ich seit einiger Zeit jeden Monat ein Foto vom alten Bahnhof in Schildow. Es ist er- staunlich, wie sich die Szenerie mit den Jahreszeiten verändert. Sie sind der jüngste Gemeindevertreter im Mühlenbecker Land. Wie jung sind Sie denn? Ich bin im November 1992 geboren, also 22 Jahre alt. Viele Leute schätzen mich noch jünger ein. Letztens wollte ich im Supermarkt ein Bier kaufen und musste meinen Ausweis vorzeigen. So viel zum Thema „Trinkbruder“! Wie fühlt es sich an, mit 22 Gemeindevertreter zu sein? Ich treffe zwangsläufig viele Menschen mit deutlich mehr Erfah- rung. Aber davon lasse ich mich nicht verunsichern. Es war längst überfällig, dass mal jemand aus meiner Generation mitentschei- det. Ich habe das Gefühl, etwas Sinnvolles zu machen und empfin- de es deshalb als eine sehr erfüllende Aufgabe. Das Durchschnittsalter liegt in der Gemeindevertretung aktuell bei 53 Jahren. Sie drücken diesen Wert natürlich nach unten, und den- noch: Ist Politik zu langweilig für junge Leute? Im Gegenteil: Politik ist doch nur das, was die Akteure daraus machen. Bei einem so hohen Durchschnittsalter ist es nicht überra- schend, dass sich Jugendliche von den politischen Entscheidungen nicht angesprochen fühlen. Deswegen brauchen wir dringend mehr Schüler, Azubis und Studenten, die in unserer Gemeinde mit- mischen! Ich sage ganz klar: Leute jeden Alters haben das Recht, lokale Entscheidungen zu treffen. Parteipolitisch betrachtet sind Sie Mitglied der Sozialdemokrati- schen Partei Deutschlands. Was macht diese Partei für Sie attraktiv? Oder anders gefragt: Warum engagieren Sie sich nicht bei Green- peace, Attac oder den Piraten? Zunächst muss ich eines klarstellen: Oft wird vermutet, Parteimit- glied zu sein, bedeutet, mit allen Entscheidungen der Parteifüh- rung übereinzustimmen. Das ist falsch. Wir bleiben alle Menschen mit individuellen Meinungen. Die großen und kleinen Parteien

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