Mühlenspiegel 12

Flüchtlinge untergebracht. Der Landkreis hatte zunächst Beherbergungen in kreis- oder gemeindeeigenen Gebäuden vorgesehen: Unsere Gemein- de hat solche Kapazitäten nicht, anders als zum Beispiel Oranienburg und Hennigs- dorf, wo ehemalige Kasernen in Lehnitz und Stolpe-Süd für den aktuellen Bedarf zu gro- ßen Gemeinschaftsunterkünf- ten ausgebaut und eingerichtet wurden. Bevorzugt wird allerdings die Unterbringung in kleineren Wohnkomplexen, damit nicht Ausländerghettos entstehen, durch die nach- barschaftliches Verhalten zwischen Einwohnern und Neuankömmlingen erschwert wird. Gesucht werden auch mögliche Standorte für Quartiere in Modulbauweise. Bis die im nächsten Frühjahr errichtet und genutzt werden, wird u. a. der Sitzungssaal des Kreistags in Oranienburg als Notunterkunft hergerichtet. Nachdem vom Landkreis auch private Liegenschaften in der Gemeinde Mühlenbe- cker Land geprüft wurden, die sich aber als nicht geeignet erwiesen, kann davon ausge- gangen werden, dass 2015 hier keine Flüchtlingsunterkünfte bezogen werden. Wer eine pri- vate Wohnung zur Verfügung stellen möchte, wendet sich an das Landratsamt, Fachbereich Soziales, Adolf-Dechert-Stra- ße 1, 16515 Oranienburg, mit dem er einen ganz normalen Mietvertrag abschließen kann. Wie kann unsere Gemeinde helfen? Bürgermeister Smaldino- Stattaus wird im Oktober einen Arbeitskreis einberufen, der unsere Gemeinde auf die kommenden Herausfor- derungen vorbereiten und dazu frühzeitig ermitteln soll, welche sinnvollen Beiträge vor Ort zu einer erfolgreichen Integrationspolitik geleistet werden können. Darüber hinaus werden alle interessierten Bürge- rinnen und Bürger in der Sozialausschuss-Sitzung am 18. November um 19:00 Uhr im Bürgersaal Schildow in einer öffentlichen Veranstal- tung zum aktuellen Stand der Aufnahme von Flüchtlingen in unserer Gemeinde infor- miert. Dabei wird auch der Landkreis kompetent vertre- ten sein. Aktuelle Nachrichten zum Thema Flüchtlinge im Müh- lenbecker Land findet man künftig auf der Webseite der Gemeinde. Wie kann man privat helfen? Die wichtigste erste Hilfe ist das Gespräch mit Nachbarn und Bekannten, die freimütig erklärte Bereitschaft zu helfen EHRENAMT FLÜCHTLINGSHILFE und offen darüber zu reden, vor allem, wenn mit Unkennt- nis und Voreingenommen- heit Ressentiments geschürt werden. In den S-Bahn- Gemeinden, in denen bereits Flüchtlinge untergebracht sind, haben Nachbarschafts- Initiativen gute Erfahrungen besonders mit folgenden Angeboten gemacht, die von dem oben angesprochenen Arbeitskreis auch in der Ge- meinde Mühlenbecker Land aufgegriffen und organisiert werden könnten: > Geld- und Sachspenden Dabei ist es sinnvoll, Hinwei- se auf den konkreten Bedarf abzuwarten. Ein kompetenter Ansprechpartner für die An- nahme und kostenlose Abgabe von Kleidung und Haus- haltstextilien an Bedürftige ist zum Beispiel die gemeinnüt- zige Projekt- und soziale Regi- onalentwicklungsgesellschaft PuR gGmbH Hennigsdorf. Sie betreibt eine Kleider- kammer für die Annahme und kostenlose Abgabe von Kleidung und Haushaltstex- tilien an Bedürftige. Die PuR hat auch zu einer Spendenak- tion „Fahrräder für Flüchtlin- ge“ aufgerufen, um ihnen zu mehr Mobilität zu verhelfen und so die Chance zu geben, ihr neues Umfeld leichter ken- nen zu lernen. Gespendet wer- den können sowohl Fahrräder als auch Geld für Ersatzteile zur Reparatur: In der Selbst- hilfewerkstatt der PuR werden Fahrräder aufbereitet und verkehrssicher gemacht. > Deutschunterricht Alphabetisierungskurse für Menschen, die mit einer an- deren Schriftsprache aufge- wachsen sind, zum Beispiel in Eritrea (Tigrinya) oder Afgha- nistan (Paschtu); Anfänger- kurse für Begrüßung, einfache Erkundigungen und Einkau- fen. Über Erfahrung mit der Durchführung solcher Kurse verfügen die Kreisvolkshoch- schule und z. B. die Initiative „Willkommen in Oberhavel“. > Übersetzungshilfe Bei der Orientierung in der Gemeinde, Wahrnehmung von Behördengängen, medi- zinischen oder psychoterapeu- tischen Begleitung können Einwohner mit Fremdspra- chenkenntnissen (Englisch, Französisch, Arabisch) die Verständigung erleichtern oder überhaupt ermöglichen. > Hausaufgabenbetreuung Sobald schulpflichtige Kinder am Unterricht teilnehmen, können Lernpaten helfen. > Integration durch Sport Einladungen in Sportvereine und zu öffentlichen Veranstal- tungen wie zum Beispiel dem 18. Hennigsdorfer Citylauf bringen Menschen verschie- dener Länder und Kulturen zusammen: Mit Unterstüt- zung der Ev. Kirchengemein- de und des Flüchtlingsrates sind 21 Teilnehmer als Team „Stolpe-Süd International“ in den Läufen über verschiedene Distanzen mit hervorragen- den Platzierungen ins Ziel gekommen und haben (nach dem Veranstalter) Platz 2 um den Pokal des Bürgermeisters belegt. Der SV Stahl Hennigs- dorf geht nun auf Talentsuche. Woher auch immer die Flüchtlinge kommen: Unsi- cher bleibt zunächst, wohin ihr Schicksal sie weiter führen wird. Einige werden vielleicht in unserer Gemeinde bleiben – und wenn man ihr Alter und ihre Qualifikationen betrach- tet, die in dem Eingangsge- spräch im Deutschkurs genannt werden, so sind darunter engagierte junge Leute, wie wir sie auch bei uns gern begrüßen. Diesen Eindruck kann ich aus meinen Unterrichtserfahrun- gen mit vielen Asylbewerbern in Hennigsdorf weitergeben. 18. Henningsdorfer Citylauf: Platz 1 und 2 an Somalia und Eritrea Text: Harald Grimm Fotos: Fotogruppe Sichtweisen, Harald Grimm www.muehlenbecker-land.de

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