Mühlenspiegel 12

HOBBYTHEK GEMEINDESPIEGEL E s war einmal ein Berliner Optiker, der hatte seine ausgediente Schaufens- ter-Dekoration, zwei Pflanzkü- bel mit jungen Quittenbäumen, zum Entsorgen vor seinen Laden gestellt, als Sigune und Gerd Meissner aus Schildow zufällig vorbeikamen, auf die beiden Quittenbäume auf- merksam wurden und sich ih- rer erbarmten. Die „Mitleids- bäumchen“ wurden schließlich zur Beschattung der Kompost- silos in den Hausgarten der Meissners gepflanzt. Es dauerte nicht lange, da waren die Mickerlinge zu fruchttragenden, stattlichen Bäumen herangewachsen, und es stellte sich die Frage nach der Verwertung der aromatischen Früchte. Gelee, Marmelade, Quittenbrot, Saft ... den Meis- sners wuchsen die geernteten Mengen schnell über den Kopf. Da erinnerte sich Herr Meissner daran, dass sein Vater einmal als Ausbilder für Süß- moster tätig gewesen war. Er versorgte sich nun kurzerhand selbst mit der einschlägigen Li- teratur und vergor probeweise die ersten Früchte. Das Ergeb- nis: Ein wunderbar weicher, dem Genießer schmeichelnder Quittenbrand von intensivem Duft und Geschmack, der bei weiterer Ablagerung immer lieblicher wurde. Die folgen- den Jahrgangsbrände dann wurden auf die gleiche Art verarbeitet. Sorgfältig wur- de (und wird heute noch) jede einzelne Frucht unter fließen- dem Wasser abgebürstet, von ihrem leichten Pelz befreit und zerkleinert. Das geschah an- fangs noch von Hand und war eine rechte Knochenarbeit; heute erledigt der blitzblank ausge`kärcher´te Gartenhäcks- ler der Meissners diese Arbeit. Das Fruchtmus, zu gleichen Mengen in Gärbottiche auf- geteilt, wird eingemaischt: zu- gefügt wird die vorher auf der Fensterbank vermehrte Gärhe- fe, eine Reinzuchthefe, die das Wachsen fremder, schädlicher Hefen unterdrücken soll, Was- ser und eine geringe Menge Zu- cker als Starthilfe. Die zunächst einsetzen- de, wilde Gärung wird durch Kühlen gebremst, alle Teile, Deckel, Gärstopfen, Röhrchen usw., müssen immer wieder peinlichst gesäubert werden, damit keine fremden Keime in die Maische gelangen. Etwa ein halbes Jahr, zuweilen län- ger, dauert es, bis alles vergoren und die Maische „ausgelutscht“ ist. Und irgendwann, im auf die Ernte folgenden Frühjahr, endet die Gärung. Der Inhalt in den Fässern wird ruhig, still, setzt sich ab, wird wasserklar und schmeckt jetzt deutlich nach Quittenwein. Dies ist der Zeitpunkt, die Maische zum Brenner zu brin- gen, einem erfahrenen Profi im Spreewald, der für dieMeissners die Destillation übernimmt. Im kleinen Kupferkessel, über Holzfeuer, ständig sorgfältig prüfend, überwacht der Bren- ner die Metamorphose von der Maische zum hochprozentigen Rohbrand. Dieses Geheimnis der Vergeistigung von Düften und Aromen, bereits den Mön- chen im Mittelalter bekannt und von ihnen zunächst streng gehütet, wurde seitdem kulti- viert und verfeinert. Die anschließende Lage- rung des Rohbrandes trägt deutlich zur Verbesserung von Duft, Aroma undWeichheit des Endproduktes bei. Mindestens drei Jahre wird bei den Meis- sners der Quitten-Rohbrand abgelagert. In Korbflaschen und in der Kühle des Kellers findet die Ausreifung statt. Auf eine Trinkstärke von 42 Vol% wird der abgelagerte Rohbrand verdünnt und auf Flaschen gezogen, der Korken wird ver- schnürt und als Zeichen der Originalität auch gesiegelt. Die Flaschen werden etikettiert und sind, mit einem kleinen Flyer versehen, fertig zum Ge- nuss. Bisher als Geschenk an Freunde und Verwandte ver- wendet, hat der Meissnersche Quittenbrand aus Schildow inzwischen in unserer Gemein- de und darüberhinaus viele Freunde gefunden. Wenn Sie den Schildower Quitten-Brand einmal probieren wollen, Sigu- ne und Gerd Meissner freuen sich darüber. IhreMail-Adresse lautet: gerd.meissner@online.de Die Quitten-Meissner Schnapsbrennen als Hobby – Sigune und Gerd Meissner aus Schildow Saftig und prall: Gehaltvolle Birnquitten aus Meissners Garten Text: Karl-Heinz Schmidt Fotos: Claus Schmidt-Eckertz, Fotolia 20

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