Mühlenspiegel 10

42 S eit November 2014 begleitet Peter Rie- mann (55) unsere Schülerinnen und Schüler in den Schulbussen. Im Si- cherheitskonzept für die Grundschulen war dieses Projekt angeregt worden. Die von der Verkehrswacht Oberhavel als Träger durch- geführte Maßnahme wird aus Fördermit- teln des Landes („Arbeit für Brandenburg“) und der Gemeinde als Initiator finanziert. Für Peter Riemann klingelt der Wecker morgens um 4:45 Uhr. Nach dem Früh- stück fährt er von Oranienburg mit der S 1 nach Birkenwerder, von dort weiter mit der S 45 nach Mönchmühle und dann im Bus 806 bis zur Haltestelle an der Mühlenbe- cker Kirche. Er überquert die Hauptstraße und steigt um 6:52 Uhr zum Dienstbeginn in die Ringlinie 810. Eine Minute vorher hat mich Busfahrer Andrej an der Schule einsteigen lassen. Riemann streift seine blaue Dienstwes- te über: FAHRGASTBEGLEITER steht da in weißen Großbuchstaben drauf – und et- was kleiner die Kontaktdaten der OVG, die morgens die Schülerinnen und Schüler zur Schule fährt - und nach dem Unterricht wieder zurück. Größtes Fahrzeug der Bus- flotte ist ein Gelenkbus („Schwenki“) mit 49 Sitz- und maximal 104 Stehplätzen.. In der Dorfstraße Schönfließ begrüßt ein Junge fröhlich den im Gelenkteil des Peter passt auf Unterwegs mit dem Schulbusbegleiter Peter Riemann Schwenkis wartenden Schulbusbegleiter. Dieser Platz ist strategisch günstig, um alle Sitze im Blick zu haben – und darauf legt Riemann großen Wert. „So kann ich schnell eingreifen, wenn es mal nötig sein sollte.“ In der Regel genügt aber die bloße Anwesenheit des kräftigen, freundlichen Mannes, um die jungen Fahrgäste auf ih- ren Sitzen Platz nehmen zu lassen. „Heute Mittag darf ich im Gang stehen,“ freut sich gleich nach dem Einsteigen ein Junge. Er gehört zu den Kindern, die schon vor Be- ginn des Unterrichts im Schönfließer Hort sind. „Ja, aber erst heute Mittag,“ bestätigt ihm Peter Rieman und erläutert mir: „Das möchten die Jüngeren manchmal, um zu zeigen, dass sie sich mit ihren kleinen Händen schon an der Stange festhalten können. - Es darf aber immer nur einer im Gang stehen“, wendet er sich noch einmal an den Jungen, „und gut festhalten, damit du nicht hinfällst, wenn es mal scharf um die Kurve geht!“ „Du stehst ja neben mir“, beruhigt der Knirps sich und seinen Auf- passer. Über die Haltestelle Am Feldweg geht’s weiter zur Schönfließer Passage. Am Vor- tag war ich hier in den Bus eingestiegen, wo wegen der große Anzahl der Schüler aus dem Wohngebiet Bieselheide einer der 810er-Busse seine Tour um 6:58 Uhr be- ginnt. Meine Erwartungen aus der eigenen Schulzeit, dass hier aus großem Gedränge heraus Kämpfe um den Einstieg und die Sitzplätze im Bus stattfinden, wurden an- genehm enttäuscht: Nach und nach kom- men die Schülerinnen und Schüler mit ihren Schulranzen heran, manche schwer bepackt mit Rucksäcken und Taschen; ei- nige ältere statten dem schon geöffneten „Backshop Presse & Bistro“ einen Frühbe- such ab und Frank Gburek unterhält sich mit ihnen auf dem Gehsteig vor seinem Geschäft. Mädchen begrüßen sich mit Küsschen, erzählen vom Wochenende; Jungs kommen mit Earphones am Kopf und weißen Kabeln, die irgendwie mit dem Smartphone in der Kleidung verbun- den sind. Mehr als dreißig Kinder und Ju- gendliche stehen schließlich überwiegend in Grüppchen an der Haltestelle, steigen ruhig und ohne zu drängeln ein, zeigen als Ticket ihren Schülerausweis, setzen sich auf „ihre“ Plätze: „Die meisten haben Stammplätze,“ sagt Riemann, „manchmal halten sie einen Platz frei für einen Freund, der später zusteigt.“ Wenn die Erst- und Zweitklässler mor- gens an der Haltestelle stehen, sind sie oft noch in Begleitung ihrer Mütter oder Väter. Die nutzen die Gelegenheit zum Plausch mit Nachbarn, haben noch jüngere Geschwister dabei – oder den Hund, mit demanschließenddie ersteGassi-Rundeansteht.

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