Mühlenspiegel 10

38 S paziert man auf Höhe der neu errichteten Kita durch die Schildower Schillerstraße, fallen einem zunächst die stol- zen Kiefern in den Blick. Die schlanken Nadelbäume schei- nen all die Häuser zu bewachen, die unter ihnen zerstreut liegen. Doch nicht jeder An- wohner findet seinen Gefallen an den höl- zernen Riesen. Viele Bürger fürchten, dass im Zuge eines Unwetters einer der Bäume auf Haus und Grundstück stürzen könnte. Die Angst vor dem Sturm „Die Menschen haben eine Grundangst vor Bäumen“, sagt Kati Reinecker vom Fach- dienst Grünordnung bei der Gemeinde Mühlenbecker Land. Es gibt offenbar nicht wenige, die bei einem nahenden Sturm zu Axt und Säge greifen. Zum Unmut der Verwaltung: „Die Gemeinde lehnt eine vor- sorgliche Fällung bei gesunden Bäumen ab“, sagt Marco Schultze, ebenfalls vom Fachdienst Grünord- nung. „Stürme sind auch kein Grund, Bäume zu beschneiden, da sie dadurch anfälliger werden“, warnt der Fachmann. Die Kiefern in Schildow werden wohl dennoch sukzessive wei- chen - aus Altersgründen. Ein ganz neues Ortsbild entsteht. Denn neu gepflanzte Kiefern wird es nicht geben. Die Nachpflanzungs- liste der Verwaltung weist primär „standortgerechte Laubbäume“ aus. Reinecker: „Wir wollen nicht alles reglementieren. Mit der Satzung greifen wir ja schon relativ weit in das Privatrecht ein. Die Gestaltungsmöglichkeiten sollten bei den Bürgern bleiben.“ Gestaltung ist aber offenbar Auslegungssache. So würden eini- ge Bäume nach der Schutzzeit von fünf Jahren wieder entfernt. Und damit wird der zuvor gefällte Baum auf lange Sicht nicht er- setzt. Linde, Ahorn, Kastanie und Kiefer sind die Arten, die am häufigsten im Mühlenbecker Land anzutreffen sind. Mindestens 8500 gemeindeeigene Bäume stehen im Verwaltungsgebiet, wobei in Zühlsdorf noch nicht alle eingemessen sind. Das sind also allesamt die Bäume, die im Baumkataster erfasst sind. Dazu zählt sogenanntes Straßenbegleitgrün, Neupflanzungen, Altbestand und Al- leen, um nur eine Auswahl zu nennen. Manche gemeindeeigene Bäume stehen aber auch auf öffentlichem Straßenland, das dem Anwohner gehört. Die Anwoh- ner können über diese kaum verfügen. Müssen solche Bäume gefällt werden, ist der Grundstücksbesitzer zu fragen, ob er das Holz behalten möchte. Zu den „alten Baumarten“ kommen neue, die mit den Auswirkungen des Klimawandels beson- ders gut zurechtkommen: die Baumhasel und die schmalkronige Gleditschie werden vermehrt im Bild der Gemeinde auftauchen. Sie sind besonders hitzeverträglich, bodentolerant und trocken- heitsverträglich. Der Baumbestand schrumpft Tendenziell gibt es aber immer weniger Bäume im Mühlenbe- cker Land. Schultze: „Durch die erhöhte Bebauung, die hier nach und nach erfolgt ist“. „Wir versuchen immer ein oder zwei Bäume zu erhalten, aber oftmals geht das nicht“, ergänzt Reinecker. Ge- rade in Zühlsdorf gäbe es viele Waldgrundstücke. Dort würden Die Hüter der Bäume Bäume sind ihre Passion: Kati Reinecker und Marco Schultze vom Fachdienst Grünordnung im Rathaus Zu alt geworden: Kiefern an der Schillerstraße in Schildow

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