Mühlenspiegel 10
18 V or fünf Jahren trafen sich Dr. Horst Tammer, Vor- sitzender der Ortsgruppe der Volkssolidarität in Müh- lenbeck und Kathrin Haase, Schulleiterin der Käthe – Koll- witz Gesamtschule zu einem ersten Gedankenaustausch über mögliche gemeinsame Vorhaben mit der Absicht, die Schüler für die Bedürfnisse der Senioren zu sensibilisieren und die Älteren zu neuen Akti- vitäten anzuregen. Zudem sollten durch den Dialog zwischen Alt und Jung Vorbehalte abgebaut und das Verständnis zwischen den Ge- nerationen verbessert wer- den. „Für uns waren diese Zie- le und die damit verbundenen Erwartungen ein wunderba- rer Ausgangspunkt für eine erfolgversprechende Koope- ration mit spannenden und kreativen Projekten. Und der Erfolg gab uns recht. Seitdem begrüßen wir die Senioren re- gelmäßig bei unseren Theater- veranstaltungen und Musicals und laden sie natürlich auch recht herzlich Zum Tag der offenen Tür ein“, sagt Kathrin Haase. Den glanzvollen Höhe- punkt der Gemeinsamkeiten bilden jedoch die im Abstand von zwei Jahren stattfinden- den Weihnachtsfeiern. Schüler der 7. bis 10. Klas- se bereiten diese liebevoll vor. Es werden Einladungen ver- schickt, Leckereien gebacken, ein Kulturprogramm einstu- diert, die Räume festlich de- koriert und während der Fei- er die Gäste aufmerksam mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Das Feedback der Senioren ist immer durchweg positiv. Doch nicht nur bei Veran- staltungen in der Schule gibt es gemeinsame Treffs. Gern gesehen sind die Jugendlichen mit ihren Liedern und Gedich- ten auch bei sonstigen Zusam- menkünften der Volksolida- rität. Das Fazit der Senioren: „Die Schüler sind wirklich nett, solche Begegnungen ma- chen unser Leben schöner und helfen uns, länger gefühlsjung zu bleiben." Die Zeit mit den alten Men- schen ist auch für die Schüler intensiv und bereichernd. Die Jugendlichen sagen: „Hinter jedem älteren Menschen steht eine Geschichte. Man kann noch so viel lesen und lernen, aber wenn von Angesicht zu Angesicht über historische Er- eignisse gesprochen wird, wird alles glaubhafter, facettenrei- cher, begreifbarer.“ Kathrin Haase fügt hin- zu: „Viele der Senioren waren hier selbst einmal Schüler. Bei Klassentreffen lasse ich es mir deshalb nicht nehmen, die Ehe- maligen durch unsere schöne Schule und unser Schulmuse- um zu führen. Oft höre ich da- bei die Worte „Weißt du noch, damals …!“ Auch im Unterricht spielt das Thema „Schule früher“, überhaupt die Frage „Was war vor unserer Zeit?“ eine große Rolle. Von den Fachlehrern werden Zeitzeugen eingela- den, die beispielsweise über die Verbrechen während des Nationalsozialismus berich- ten. Aber auch Themen über das Leben in der DDR und in der deutsch- deutschen Ge- schichte zur Zeit der Wende sind gefragt. Was den Schü- lern aus Büchern oder Zeitun- gen bekannt ist, wird plötzlich hautnah. Die Senioren sind für die Jugendlichen lebendige Geschichtsbücher. Nach weiteren Plänen ge- fragt, sagt Dr. Tammer: „Wir sind gegenwärtig dabei, den 70. Jahrestag der Volkssolida- rität vorzubereiten. Natürlich möchten wir gern die Schüler in diesen Prozess einbeziehen. Unsere Senioren freuen sich schon auf die gemeinsame Arbeit. Inzwischen betrach- ten sie die Schüler irgendwie als ihre Adoptivenkel und die Begegnungen mit ihnen als ein gegenseitiges Geben und Neh- men“. Wenn Schüler Party machen ... für die Senioren der Volkssolidarität Ein Fest für Senioren KLASSENTREFFEN FESTE Text: Doris Krohn Fotos: Carla Tammer
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