Mühlenspiegel 10

frei Haus BÜCHER KULTURSPIEGEL B eim Laufen habe ich mich an so vie- les erinnert. An Dinge, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie ver- gessen hatte. Manche Erinnerungen wa- ren hart. Aber die meisten waren schön. Ich habe Angst, dass ich sie eines Tages, vielleicht bald, wieder verliere.“ Der pensionierte Harold Fry ist zu- tiefst erschüttert über einen Abschieds- brief seiner ehemaligen Arbeitskollegin Queenie Hennessy, die an Krebs erkrankt ist und ihre letzten Tage in einem Hospiz in Berwick upon Tweed an der schotti- schen Grenze verbringt. Harold schreibt einen Brief, wenige Worte, aber genug, um sich zu verabschieden. Er macht sich auf den Weg zum Briefkasten, am ersten Briefkasten läuft er vorbei, auch am zwei- ten, dann kommt ihm eine Idee, die durch eine junge Angestellte an der Tankstelle verfestigt wird: er steckt den Brief wieder in die Jackentasche und läuft los, in ein- fachen Segelschuhen, mit nur dem, was er gerade dabei hat. Er ist überzeugt, solange er läuft, wird Queenie leben! „Man muss daran glauben, dass der Mensch wieder gesund sein kann. Unser Geist ist viel größer, als wir begreifen. Wenn wir fest an etwas glauben, können wir alles schaffen.“ Er legt in 87 Tagen über 1000 Kilometer zurück, der Weg wird zu einer Pilgerreise für Queenie und auch für Harold selbst. Mit jedem Schritt scheint etwas in ihm selber wieder zurecht gerückt zu werden. Erinnerungen kommen, schamvolle, pein- volle, schöne. Erinnerungen, die er unter Schmerzen ansehen und verarbeiten muss. Der Leser erfährt viel über Harolds Leben, schmerzliche Erfahrungen, die bis in seine Kindheit zurückreichen, Unausgesproche- nes, Unerledigtes, zu wenig Nähe. Und so erlebt man beim Lesen einen allmählichen Gang in die Tiefe eines Menschen und sei- nes Umfeldes und derer, denen er begeg- net, der bald ahnen lässt, dass hier Dinge noch vorliegen, die erst langsam wieder an die Oberfläche kommen. Rachel Joyce hat mit ihrem Roman ein beeindruckendes, außergewöhnliches, emotional tief berührendes Werk geschaf- fen, ein Buch über Glauben und Liebe und Vergebung, welches den Leser von der ers- ten bis zur letzten Seite fesselt. Eine abso- lute Leseempfehlung! Leseprobe: „Bernardino-Hospiz. Guten Tag.“ „Ich wür- de gerne mit einer Patientin sprechen, bit- te. Ihr Name ist Queenie Hennessy … es ist sehr dringend. Ich muss wissen, wie es ihr geht.“ „Ich fürchte, Miss Hennessy schläft gerade. Kann ich etwas ausrichten?“ Er hatte das Bild vor Augen, wie Quee- nie am einen Ende von England schlum- merte und er selbst am anderen Ende der Telefonzelle stand, dazwischen zahllose unbekannte Dinge, die er sich nur vorstel- len konnte: Straßen, Felder, Flüsse, Wäl- der, Moor und Heide, Berge und Täler, und Menschen über Menschen. Ihnen allen würde er begegnen und weiter ziehen. Es brauchte kein Überlegen, kein Abwägen. Die Entscheidung kam zugleich mit der Idee. Er lachte, wie einfach das war. Rachel Joyce: „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harald Fry“ Gebundene Ausgabe: 384 Seiten Verlag: Krüger, 2012, 2. Auflage, 18,99 Euro Raja Redlich empfiehlt Racel Joyce Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry Der Lauf des Lebens Raja Redlich betreut die Bibliothek und die Touristinformation in Mühlenbeck Montag bis Freitag Mittagessen Fordern Sie unsere Speisepläne an Catering-Service • deutsche Küche • ideal für Rentner, Baufirmen, Betriebe • eine Alternative für „lustlose Köche“ • pünktlich, schmackhaft, preiswert • deutsche, spanische und italienische Buffets nach Ihren Wünschen oder unseren Vorschlägen für 15 bis 100 Personen • auf Wunsch auch in den Räumen im Heide- krug oder bei schönem Wetter in unserem Biergarten • für Familienfeiern, Klassentreffen, Hochzei- ten, Betriebsfeste, Vereinsfeiern, Beerdi- gungen usw. Mario Böhme - Dorfstraße 8 - 16515 Zühlsdorf Fon: (033397) 684 27 - Funk: (0172) 322 81 77 Catering

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