Mühlenspiegel 09

8 sport spiegel E s ist Leistung ge- fragt. Das weiß er, das weiß sein Geg- ner. Nur ein Sieg zählt, das wissen auch Trainer und Zuschauer. Gebannt klammern sie sich an Bratwurst und Bier. Der Kampf beginnt, die Hal- le tobt, und er ist völlig fixiert auf seinen Gegner und darauf, ihn zu Boden zu bringen. Er ist nicht irgendje- mand, sondern Tim Sie- bert, Mitarbeiter im Bür- gerservice der Gemeinde Mühlenbecker Land und Schildower. Der Vater eines Freundes, selbst Rin- ger, war es, der ihn mit 13 Jahren zum Ringen brachte. Heute, 14 Jah- re später, ist er seinem Sport nicht nur immer noch treu, sondern be- streitet weiterhin aktiv Wettkämpfe. So ist er ein regelmäßiger Gast und Teilnehmer bei den Deut- schen Meisterschaften und nimmt mit seinem Team, dem Hennigsdor- fer Ringerverein e.V. (in der Kampfgemeinschaft Hennigsdorf/Tegel), am Ligabetrieb der Oberliga Nord teil. Es ist dabei die Her- ausforderung, die ihn reizt: Immer fokus- siert sein, immer wechselnde Gegner, im- mer volle Leistung. Vor allem aber bildet der Sport einen Ausgleich zur Arbeit im Büro. Aber: Sport bedeutet nicht nur Geg- ner, sondern auch Freunde. Es haben sich viele, auch vereinsübergreifende Freund- schaften gebildet, einige sogar seit seiner Zeit in der Luckenwalder Sportschule, die er als Jugendlicher besucht hat. Da aber ein Sport für ihn nicht reicht, ist Tim Siebert außerdem Mitglied einer Volleyball-Mannschaft in Glienicke. Viel Zeit für Privatleben bleibt da nicht mehr. Gut wenn, wie in seinem Fall, Freundin und Freunde sich begeistern können und regelmäßige Zuschauer bei seinen Wett- kämpfen sind.Dort sind sie nicht allein. Zuschauerzahlen von um die hundert Per- sonen sind die Norm. Begleitet werden diese Wettkämpfe von einem bunten Rahmenprogramm. Davon bekommt Tim Siebert freilich nichts mit, sondern fokussiert sich voll und ganz da- rauf den Gegner so zu Boden zu bringen, dass beide Schulterblätter den Boden be- rühren. Der Schultersieg. Das höchste der Gefühle. Aber egal, wie viele Wettkämpfe, wie viele Siege, wie vie- le Niederlagen: Die Aufregung vor jedem Tim Siebert ist ein starker Mann und als Sportler immer oben auf Kampf bleibt.Die Kampf- vorbereitung erledigt sich dabei nicht von selbst. Zwei bis drei mal in der Woche muss Tim Siebert trainieren. Hierfür steht u.a. ein Kraftraum, in dem man „Stahl durch die Gegend befördern“ kann, zur Verfügung. Das ist auch not- wendig, denn neben Ausdauer, Technik und Schnelligkeit bildet Kraft die Grundlage, um den Gegner auf den Boden zu hebeln. Im Verein gibt es außer der Männermann- schaft, mit ihren etwa 15 Mitgliedern, auch eine Ju- gendabteilung in der etwa 20 Kinder und Jugendli- che trainiert werden. Die- se können bereits mit 5 Jahren einsteigen. In den 90er Jahren kämpfte der Verein bis 1995 erfolg- reich in der 2. Bundesli- ga, aber aus finanziellen Gründen wurde der Lig- abetrieb eingestellt. 2002 bis 2008 meldete sich der HRV mit seinem Nach- wuchskader, den „jungen Wilden“, in der Oberliga zurück und holte 2006 den Titel. Erst in diesem Jahr konnte mit der Reak- tivierung alter Kämpfer und der Anwerbung jun- ger Talente ein Comeback im Wettbewerbsbetrieb gefeiert werden. Viele Fans von früher sind auch heute wieder in den Hallen und feuern die neue Mannschaft an. Sorgenfal- ten bekommt Siebert jedoch mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele: Hier war das Ringen von der Abschaffung bedroht. Klein das Zuschauerinteresse, gering die Werbeeinnahmen. Sorgen treiben auch sei- ne Mutter um, denn egal wie alt man ist, Kind bleibt Kind und passieren kann doch sicher immer irgendwas. Tim Siebert aber weiß zu beruhigen: Klar gibt es hier und da mal einen kleinen blauen Fleck, aber ernste Verletzungen bil- den die absolute Ausnahme. Text: Philipp Rossow Foto: Henningsdorfer Ringerverein www.hennigsdorfer-ringerverein.de Der Ringer

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