Mühlenspiegel 09

41 begrüßt uns Martin Wolter, der Chef des Ganzen. Seit nunmehr 16 Jahren betreibt der Ex-Berli- ner in Schildow, Hauptstrasse 34a, sein Geschäft. Die Leidenschaft für alte Dinge begann schon während seiner Studentenzeit, vor allem Flohmärkte waren sein dama- liges „Jagdrevier“. Er entschloss sich, das Studium an den Nagel zu hängen und Möbeltischler zu werden. Wachsende Freu- de am Sammeln antiker Ge- genstände bestärkten ihn, sein Hobby zum Beruf zu machen. Mittels „learning by doing“ und entsprechender Fachliteratur erwarb er sich zusätzlich Wis- sen. Schon lange hat sich das Geschäft an der Schildower Hauptstrasse zu einem be- kannten Treffpunkt von Antik- Freunden entwickelt. Die Kun- den kommen vorwiegend aus dem Norden Berlins und dem Umland. Während unseres Besuches erzählte ein Ehepaar aus Froh- nau, dass sie bereits seit Jahren Stammkun- den sind. Ihr Interesse gilt b e s o n d e r s alten Haus- gerätscha f- ten und Bü- chern. Von Martin Wol- ter erfahren wir, dass er seinen Warennach- schub vor allem über Anzei- gen, Wohnungsauflösungen, Entrümpelungen und anderen Händlern kauft. Entscheidend ist aber die Mundpropaganda. Wenn je- mand sich hier wohlgefühlt hat, empfiehlt er mich weiter. Mein Bestreben war schon immer, ein möglichst breites Sortiment anzubieten, wie der Berliner sagt, aus jedem Dorf n‘ Köter. Mein Angebot umfasst Möbel und Alltagsgegenstände aus knapp drei Jahrhunder- ten, von der b a r o c k e n E i c h e n - k o m m o - de bis zur klassischen Eschebach- Küche aus dem Jahr 1959. An einigen Stü- cken ist zu sehen, dass der Zahn der Zeit an ihnen genagt hat, andere dagegen sind fachgerecht re- stauriert. Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass die Nachfrage und das Interesse an alten Dingen einem bestimm- ten Zeitgeschmack unterliegen. Beispielsweise haben jüngere Leute heute ein ganz anderes Stilempfinden als die meisten ihrer Großeltern. Diese Kun- den bevorzugen die moderne sachliche Form, wiederzufin- den im Bauhaus, des Art Deco oder in den skandinavischen Ländern der späten fünfziger und sechsziger Jahre. Auch der praktische Nutzen eines Ge- genstandes hat jetzt einen hö- heren Stellenwert. Obwohl über Nachhaltigkeit viel gesprochen wird, kauft diese Generation lieber „schwedisch“. Dem wechselnden Zeitge- schmack und dem veränderten Kaufverhalten zum Trotz, ist Martin Wolter die Leidenschaft an seinem Beruf nicht abhan- den gekommen. Nur beim Thema „Online- Handel“ vergeht dem Mann für einen Moment die gute Laune. „E-Bay mit der Antiquitäten– Rubrik oder Fernsehsendungen in dieser Art sind mehr Fluch als Segen. Sie spiegeln ein ver- zerrtes Bild der Realität wider und sind meistens nicht seriös.“ Das Angebot reicht vom Ohrring bis zum Vertiko fund sachen Text: Doris Krohn Fotos: Fotogruppe SichtWeisen www.antikmarkt-schildow.de www.wolter-antiquitaeten.de

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