Mühlenspiegel 09

rat geber schwer, alltägliche Dinge zu verrichten, die man eigentlich ganz beiläufig erledigt. Sie wissen dann nicht mehr, in welcher Reihen- folge sie ihre Kleidungsstücke anziehen sollen. So büßen Betrof- fene immer mehr ihrer Gedächtnisleistung und Orientierung ein, bis sie schließlich nicht mehr in der Lage sind, Dinge und Menschen zu erkennen oder zu benennen. Am Ende ist kaum noch ein Kontakt zur Außen- welt möglich: Zum Schluss verlieren Alzheimer-Patienten ihre Persönlich- keit. Worin unterscheiden sich Demenz und Alzheimer? Demenz ist der Ober- begriff für sämtliche Erkrankungsbil- der, die sich durch einen Verlust der kognitiven Fähigkeiten wie Denken, Erinnern und Orientierung als Folge einer Gehirnschädigung, auszeichnen. 60% aller Demenzerkrankungen wer- den durch eine Alzheimer-Demenz hervor-gerufen. Bei dieser Krankheit gehen in bestimmten Berei- chen des Gehirns durch Störungen des Gleichgewichts des Boten- stoffs Glutamat Nervenzellen zugrun- de. Daneben gibt es aber noch weitere Formen von Demenzerkrankungen. All diese Erkrankungen haben ver- schiedene Verlaufsformen und ebenso unterschiedlich sind die Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Betroffe- nen. Diese ändern sich im Verlauf der Krankheit, und körperliche Sym- ptome nehmen häufig zu. Demenzer- krankungen haben somit zahlreiche Erscheinungsformen. Wenig bekannt ist, dass in Deutschland die meisten Erkrankten von ihren Angehörigen Zuhause ge- pflegt werden (lediglich sechs Prozent aller Pflegebedürftigen sind stationär aufgenommen). Diese pflegenden Angehörigen stellen somit den größten Pflegedienst Deutschlands dar, und das stellt sie teilweise vor extreme Herausforderungen. Diese pflegenden Ange- hörigen befinden sich in sehr unterschiedlichen Situationen. Meist sind es die Ehepartner im höheren Alter oder die Kinder bzw. Schwiegertöchter/-söhne, die auch noch eine eigene Familie zu be- treuen haben und/oder berufstätig sind. Aus diesem Grund spricht man auch bei der Alzheimer- oder Demenzerkrankung nicht sel- ten von einer Erkrankung der ganzen Familie. Für die betroffenen Angehörigen ist der Weg, den sie gehen, ehe sie bereit sind, Hilfen und Unterstützung anzunehmen, oftmals recht lang und reicht oft bis zur psychischen und physischen Belastungsgrenze. Hier bietet der Märkische Sozialverein e.V. in Oranienburg sei- ne Hilfe an. Der Märkische Sozialverein hat es sich zur Aufgabe ge- macht, betroffenen Familien Beratung und Begleitung anzubieten. Über die seit 2001 bestehende Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit Demenz und Angehörige werden neben regelmä- ßigen Sprechzeiten am Standort Oranienburg auch Außensprech- stunden an unterschiedlichen Orten im Landkreis angeboten. Ebenso besteht die Möglichkeit, Beratungstermine individu- ell zu vereinbaren oder in Form eines kostenfreien Hausbesuches. In ebenfalls kostenfreien Schulungsreihen können sich pflegende Angehörige umfassend zum Krankheitsbild, daraus resultieren- den Veränderungen und den Umgang damit, sowie zu Leistungen 31 aus dem Netz der Sozialversicherungen informieren. Die nächs- te Schulungsreihe beginnt am 11.Februar 2015 in Oranienburg. Anmeldungen werden schon jetzt entgegen genommen! Regel- mäßige Gesprächskreise und betreute Urlaube ergänzen das An- gebot. Die Fachkräfte der Kontakt- und Beratungsstelle bieten ferner allgemeine Informationsveranstal- tungen zum Thema Demenz an. Bei Interesse auch gern bei Ihnen: in Ih- rer Region, Ihrer Organisation oder in Ihrem Verein. Eine direkte Form der Entlas- tung bietet bei der Pflege zu Hause der Helfer/innenkreis an. An De- menz erkrankte Menschen werden von qualifizierten Helfer/innen stundenweise in ihrer Häuslichkeit betreut, so dass pflegende Angehö- rige Zeit für eigene Termine, oder einfach mal zum Luft holen, gewin- nen. Diese Leistung wird bei Vorliegen bestimmter Vorausset- zungen durch die Pflegekasse finanziert. Da dieses Angebot sehr nachgefragt wird, sucht der Helfer/ innenkreis ständig Verstärkung! In einem 4-tägigem Qualifizie- rungskurs werden die zukünftigen Helfer/innen auf ihre Aufgabe vor- bereitet. Diese Arbeit ist ein Ehren- amt, der Aufwand wird entschädigt mit 5,-€ pro Stunde. Häufig begleiten die Helfer/in- nen die betroffenen Familien über Jahre und sind aus deren Alltag nicht mehr wegzudenken. Sollten auch Sie Interesse an dieser wichtigen und verantwor- tungsvollen Aufgabe haben, wenden Sie sich bitte an den Märkischen Sozialverein telefonisch unter (03301) 2029632 oder über dessen Internetseite. Text: Karl-Heinz Schmidt Fotos : Karl-Heinz Schmidt, Fotolia Grafiken: Karl-Heinz Schmidt www.msev.de

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