Mühlenspiegel 08

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Das Frauenhaus Oberhavel hat Platz für bis zu 10 Frauen. Nach Möglichkeit erhält jede ein eigenes Zimmer für sich und ihre Kinder. Küche, Bad, und Wohnzimmer sind gemüt- lich eingerichtet und werden gemeinschaftlich genutzt. Den Kindern stehen ein Spielzim- mer und ein Spielhaus im Gar- ten zur Verfügung. Die Frauen gestalten ihren Alltag selbständig. Sie werden nicht bekocht, die Wäsche wird nicht gewaschen, sondern sie versorgen sich und ihre Kinder selbst. Die Gemeinschaftsräu- me werden gemeinsam geputzt. Eine Hauswirtschaftskraft un- terstützt die Frauen beim Ein- kaufen, Kochen und Wirtschaf- ten. Im Frauenhaus finden Frau- en nach oft jahrelanger Tortur Schutz, Ruhe und Sicherheit. Der geschützte Raum bietet ih- nen die Möglichkeit, ihr Leben neu zu ordnen und die nötigen Schritte dazu einzuleiten. Auch Meike erhielt in Oranienburg qualifizierte Hilfe durch die Sozialpädagogin vor Ort. Bei ihr konnte sie sich aussprechen, von ihren Gewalterfahrungen berichten und so mit dem Auf- arbeiten der Erlebnisse begin- nen. Aber auch das weitere Vor- gehen musste jetzt geplant wer- den. Wovon können Meike und ihr Sohn in Zukunft leben? Wo können sie wohnen? Wie wer- den Scheidung und alleiniges Sorgerecht auf den Weg ge- bracht? Neben der Sozialpädagogin steht Antje Culmsee, Leiterin des Hauses und der Beratungs- stelle den Frauen in allen recht- lichen Belangen mit Behörden und Ämtern zur Seite. Sie klä- ren sie über ihre Rechte auf, hel- fen ihnen die notwendigen An- träge zu stellen um diese Rechte durchzusetzen und begleiten sie zu Gerichtsterminen. Gege- benenfalls wird der gewalttäti- ge Mann per Gerichtsbeschluss der gemeinsamen Wohnung verwiesen, und in vielen Fällen wird ihm der Kontakt zu Frau und Kind gerichtlich verboten. Die Betreuerinnen vermitteln bei Bedarf auch an weitere Be- ratungsstellen und stellen Kon- takte zu Ärzten, Psychologen und zum Jugendamt her. Oftmals haben die Frauen, so wie Meike, alles verloren, ihre Familie, ihre Wohnung, ihre Arbeit und auch Freund- schaften. Im Frauenhaus un- terstützen sich die Leidens- genossinnen gegenseitig und nicht selten werden hier neue Freundschaften geschlossen. Gemeinsame Aktionen, wie Kochen, Einkaufen, Garten- arbeit, das Renovieren der Räume, aber auch Feiern und Ausflüge fördern den Zusam- menhalt der Bewohnerinnen. Dennoch, auch im Frauenhaus herrscht nicht immer „eitel Sonnenschein“. Selbstverständlich gehören auch Konflikte zum Alltag und müssen bewältigt werden. Bei häuslicher Gewalt sind die Kin- der immer mit betroffen. Die meisten Kinder sind entweder selbst Opfer von Gewalt oder sie haben die Gewalttaten gegen die Mutter miterlebt. Die belas- tenden Erlebnisse bleiben nicht ohne Folgen. Neben Entwicklungsstö- rungen können die Erfahrun- gen zu Schlafstörungen, Lern- schwierigkeiten, Aggressivität und Ängsten führen. Im Frau- enhaus sollen die Kinder in einer angstfreien Atmosphäre Kind sein dürfen, sich geborgen fühlen und eine schöne, unbe- schwerte Zeit verbringen. Lei- der fehlt es in Oranienburg an einer Fachkraft zur Betreuung der Kinder. Deshalb muss sich die Sozialpädagogin sowohl um die Frauen als auch um die Kin- der kümmern. Um diese prob- lematische personelle Situation zu verbessern, kämpft der Ver- ein in Oranienburg derzeit um eine zusätzliche qualifizierte Halbtagskraft Meike ist froh, den ersten Schritt raus aus der Gewalt gewagt zu haben – auch um ihres Sohnes willen. Dennoch überkommen sie immer wieder Zweifel, ob sie es schaffen wird, ein neues Leben zu beginnen. Tatsächlich kehren mehr als die Hälfte der Frauen wieder zum Täter zurück und geben ihrer Beziehung eine weitere Chance. Sich aus einer jahre- langen Gewaltbeziehung zu be- freien ist ein enormer Kraftakt und die Rückkehr und Zweifel an den gefassten Entschlüssen sind normale Prozesse. Häufig braucht es mehrere Anläufe, um sich ein eigenes Leben auf- zubauen. Doch der Weg, auch wenn er schwer und steinig ist, lohnt sich, wenn Frau und Kinder am Ende ein neues Le- ben frei von Gewalt, Angst und Erniedrigungen beginnen kön- nen. Das Mühlenbecker Land ist im Übrigen kein Brennpunkt. 2014 haben bisher zwei Frauen aus der Gemeinde das Bera- tungsangebot des Märkischen Sozialvereins in Anspruch ge- nommen. Eine Frau wurde im Frauenhaus aufgenommen und betreut. * Name von der Redaktion geändert Das Spielzimmer Text: Birgit Rathmann Fotos: Frauenhaus, Fotolia www.frauenhaeuser-brandenburg.de

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