Mühlenspiegel 08

22 not hilfe Im Frauenhaus Die letzte Zuflucht für Frauen – Ein Besuch im Frauenhaus in Oranienburg M eike* war 17 als sie ihn kennenlern- te. Sie träumte von dem Mann fürs Leben und den glaubte sie in dem 25jäh- rigen Maschinenschlosser ge- funden zu haben. „Anfangs war er ein super lieber Kerl, er half im Haushalt, ging einkau- fen, war verständnisvoll und hilfsbereit“, sagt sie. Sie wurde schwanger und sie heirateten. „Wir wollten ein Kind …viel- leicht hat er auch einfach nur nachgegeben, weil ich mir ein Kind wünschte“. Ihre Lehre hatte sie abgebrochen. Sie woll- te sich ganz auf die Schwanger- schaft und das Kind konzent- rieren. Und dann änderte sich al- les. Was es genau war, weiß sie nicht. „Vielleicht lag es an meiner Schwangerschaft, mei- nen Launen und so.“ Plötzlich regte sie sich über jede Klei- nigkeit auf und er war immer seltener zu Hause. Wenn er dann nach Hause kam, ging der Stress gleich los. Sie stritten. Sie schrie. Er schrie. Irgendwann schlug er zu, mitten ins Gesicht. Als sie sich später versöhnten, beteuerte er, dass es ihm leid tue und nie wieder vorkommen würde. Meike war froh, ihren ge- liebten „Traummann“ wieder zu haben und sie glaubte und verzieh ihm, nahm es als Aus- rutscher. Sie wollte an ihrer „heilen Welt“ festhalten. Doch seine Wutaus- brüche wurden immer heftiger. Er beleidigte und erniedrigte sie und immer öfter schlug er zu. Mit der Geburt ihres Sohnes wurde das Martyrium noch ärger. Ihr Mann lehnte das Kind ab. „Er schrie fast nur noch mit mir und warf mir die schlimmsten Vorwürfe an den Kopf, sagte immer öfter Sachen, die mich zutiefst verletzten“. Durch seine fiesen Sprü- che und Vorwürfe brachte er sie zum Weinen. Dann schlug er sie, damit sie damit aufhör- te, doch das machte alles nur noch schlimmer. Und schuld war sie, denn sie war es, die ihn durch ihr `hysterisches Zetern`, ihre Dummheit zur Weißglut brachte. Das machte er ihr klar. Und sie begann, die Fehler bei sich zu suchen. Immer wieder nahm sie sich vor, sich zu än- dern. Sie bemühte sich um die Liebe ihres Mannes, wollte ihre Ehe retten. Gehen konnte Meike lan- ge nicht. Sie war abhängig von ihm, finanziell und emotional. Freunde hatte sie kaum mehr und das Verhältnis zu ihren Eltern war schon immer prob- lematisch. Wohin hätte sie also gehen sollen? Und dann war da die Hoffnung, dass alles wie- der gut werden würde, denn er konnte ja auch nett und char- mant sein… Sie schaffte den Absprung durch einen tragischen Vorfall: Er hat sie vor den Augen ihres Kindes auf den Boden gezwun- gen, geschlagen, gewürgt und geschrien: „Ich bring dich um!“ „Ich sah meinen verängstig- ten Sohn und wusste, das kann ich ihm nicht länger antun.“ Endlich suchte Meike Hilfe und zog ins Frauenhaus. Ein Zimmer im Oranienburger Frauenhaus

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