Mühlenspiegel 07

48 Text: Gudrun Engelke Fotos: Gudrun Engelke selbst hilfe E s erinnert an K i ndheit s - tage, wenn sonnabends in Zühlsdorf ein Läuten zu hören ist und kurz darauf der Eiswagen in der Straße auf- taucht; und es ist Sommer. Rolf Plonka ist seit 1990 mit seinem weißen Kleintranspor- ter mit dem roten Schriftzug „Eis“ on Tour. Nicht nur in Zühlsdorf, sondern auch auf vielen Märkten und kleinen Festen in der Umgebung trifft man den sympathischen Mann mit dem auffallenden Vollbart. „Die Selbststän- digkeit ist das Beste, was mir pas- sieren konn- te“, so Plonka. Der ge- lernte Instand- ha lt ungsme- chaniker hatte 1990 seine Tä- tigkeit zuguns- ten einer neu- en beruflichen Freiheit auf- gegeben. Mit Gespür für die richtige Idee eröffnete er einen Imbiss in Oranienburg, den er gemeinsam mit seiner Frau Gabriela über Jahre betrieb. Dort wurden auch „Grabower Küsschen“, die legendären Ost- Schaumküsse, angeboten. An- sehnlich als Pyramide auf dem Tresen aufgebaut, waren sie vor allem als süßer Nachtisch begehrt. Die Geschäftsidee mit den beliebten Süßigkeiten funktioniert bis heute, berich- tet der Zühlsdorfer stolz. Früher hat Rolf Plonka Musik in einer Band gemacht. „Zündholz“ und „Collek- tor“ hießen die Gruppen, mit denen er als Schlagzeuger überall in der Region auftrat. Schmunzelnd erinnert er sich an seine erste „Mucke“ 1974, ein Betriebsfest in der Mar- witzer Bollhagen- Manufak- tur. Damals gehörte zu jeder Frauentagsfeier und jedem Be- triebsfest eine gute Tanzmusik, Der Mann mit dem Hochrad Rolf Plonka – ein Lebenskünstler aus Zühlsdorf erinnert er sich. Mit sei- ner Musik ist er immer gut an- gekommen, besonders als die Auftritte auch nach Zühlsdorf in den „Heidekrug“ führten. Dort lernt Plonka seine Frau Gabriela kennen, sie heiraten 1983 und fortan wurde Zühls- dorf sein Lebensmittelpunkt. Die 1990er Jahre waren nicht nur der Anfang für sei- ne berufliche Neuorientierung sondern auch der Beginn seiner Leidenschaft für alte Drahtesel. Begonnen hat alles mit einem zerlegten Chromrad, Baujahr 1936, das eigentlich für die Schrottabholung vor einem Grundstück abgestellt war. Der Eigentümer hatte keine Ein- wände, die Fahrradteile ander- weitig loszuwerden. Zu Hause baute Rolf Plon- ka das Wanderer-Damenrad zusammen, pumpte Luft auf die alten Reifen, setzte sich auf den Sattel und fuhr los. Begeis- tert vom Rad, das nach all den Jahrzehnten nichts von seiner Funktionalität eingebüßt hatte, wurden sein Interesse und seine Sammlerleidenschaft geweckt. Er erinnert sich noch genau, dass er sein erstes Hochrad aus Rheinsberg geholt hat. Mit dem außergewöhnlichen Gefährt, um 1880 gebaut, präsentiert sich der Zühlsdorfer nur zu be- sonderen Anlässen. Das Fah- ren muss geübt sein, aber wenn erst der Aufstieg gelungen ist, rollt es, zumindest auf glattem Untergrund, schmunzelt er. Wer Rolf Plonka auf seinem Hochrad sehen möchte, kommt am besten zum Umzug, der anlässlich des Zühlsdorfer Hei- defestes am 5. Juli durch den Ort führt. Mit Frack und Zy- linder, die ihm ausgezeichnet stehen, ist der „Mann auf dem Hochrad“ immer eine Attrak- tion und natürlich ist er auch Mitglied im Verein Historische Fahrräder Deutschland. Wen wundert´s, das die Vereinszeitung „Der Knochen- schüttler“ heißt, sind doch die historischen Tretesel alles an- dere als gut gefedert! Rolf Plonka hat sich bei all seinem Tun ein Stück Freiheit bewahrt. Es ist vor allem die Selbstbestimmung, die sein Le- ben ausmacht. „Ich bin ein zu- friedener Mensch“, resümiert der 57 Jährige und das sieht man ihm an. Wer alte Radfahrer-Utensi- lien (vor 1935), wie z.B. Orden, Fotos, Postkarten, Pokale, Bier- krüge oder auch Räder und Er- satzteile hat, kann sich gern bei Rolf Plonka melden. Kontakt: 0172-95 290 20

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