Mühlenspiegel 07

30 kommunalwahl Mach´ s ab 16 Erstmals wählen bei den Kommunalwahlen auch 16- und 17-Jährige Der etwas andere Bürgermeister F ilippo Smaldino-Stattaus kennen die Meisten als unseren Bürgermeister. Mit 3554 der abgegebenen Stimmen (64,4 Prozent) haben die Einwohner der Gemeinde Mühlenbecker Land den Sozial- demokraten im Herbst 2011 für acht Jahre zum neuen Leiter der Gemeindeverwaltung gewählt. Der damals 48-jährige bewertet dieses Ergebnis nicht nur als Vertrauens- beweis für sich und sein Wahlprogramm, sondern auch als deutliches Signal für ein tolerantes Brandenburg: „Bei meinem Na- men ist klar, dass meine Wurzeln nicht nur in Deutschland liegen. Ich bin heute der ein- zige Bürgermeister in Brandenburg mit Mig- rationshintergrund. Mein Vater ist Italiener. Er kam Ende der fünfziger Jahre als Gast- arbeiter in die Bundesrepublik und arbeitete hier 25 Jahre als Maurer.“ Bei meinem Gespräch waren nicht die Aufgaben des Bürgermeister das eigent- liche Thema. Ich begegnete einem Men- schen, dessen Leben geprägt ist von großem sozialen Engagement und der Auseinan- dersetzung mit Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit, die, wie er sagt, in der Mitte der Gesellschaft immer noch ein Problem darstellt. „Ich kann da nicht wegse- hen, auch wenn es manchmal etwas gefähr- lich ist. Aber es ist verschwendete Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Ich bin der Ansicht, dass vor allem die Zivilgesellschaft gestärkt werden muss, damit es kein Klima des Wegguckens mehr gibt.“ Was das heißt, verdeutlicht auch die Biografie unseres Bürgermeisters. Filippo Smaldino-Stattaus wurde 1963 in Berlin-Tiergarten geboren. 1979 begann er bei der Firma Gillette Deutschland GmbH eine Ausbildung zum Maschinenschlos- ser. Er trat früh in in die IG Metall ein und wurde bereits mit 17 Jahren zum Jugend- vertreter gewählt. Nach Abschluss seiner Ausbildung ar- beitete er ein Jahr als Montageschlossser, doch richtig wohl fühlte er sich dabei nicht. Großgeworden in der Gropiusstadt sah er, wie schnell Jugendliche auf die schiefe Bahn geraten können. Daher galt sein soziales Engagement fortan seinen Altersgenossen. „Schon immer haben mich Menschen mehr interessiert als Maschinen“ sagt er. Im Oberstufenzentrum für Metall- technik in Berlin machte er das Fachabi- tur. Während dieser Zeit besuchte er viele gewerkschaftliche Weiterbildungen und wurde von der Gewerkschaft als Jugendbil- dungsreferent eingesetzt. Durch diese Tätigkeit merkte er, dass die Fachrichtung Metalltechnik nicht die richtige für ihn war und wurde Student der Sozialarbeit/Sozialpädagogik. Bestandteil dieses Studienganges waren mehrere Prak- tika. Unter anderem sammelte er Erfah- 1995-2001: Filippo Smaldino-Stattaus vor dem Jugend- und Kulturzentrum „Bruchbude“ in Milmersdorf, ei- nem Jugendprojekt für Demokratie und Toleranz Ein Sozialarbeiter und Fußballer als Bürgermeister – die Vorgeschichte des Filippo Smaldino-Stattaus

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