Mühlenspiegel 07

28 rat geber Haben die Teilnehmer genaue Vorstellungen über ihre Lernziele oder überlassen Sie eher Ihnen das Ruder? Noch überlassen die Teilnehmer mir das Ruder: Derzeit kämpfen wir uns ja durch die Grundlagen. Da kann man vielleicht mal die Reihenfolge der Themen ändern. Doch egal wie – da müssen wir durch. Erst dann können wir darangehen, Wünsche umsetzen. Wir haben uns darauf geeinigt, keinen Teilnehmer zurückzulassen. Genau dies unterscheidet uns möglicherweise von ei- nem Kurs an der Volkshochschule mit sei- ner festen Anzahl an Themen und Unter- richtseinheiten. Die Langsamkeit bekommt hier einen besonderen Stellenwert! Aber erst damit wird der Kurs für den einen oder anderen überhaupt akzeptabel. Einige Kursteilnehmer berichten von ihren Kindern/Enkelkindern, die natürlich alle auf dem PC fit sind. Und die mal so auf die Schnelle den Computer der Eltern/ Großeltern einrichten und Programme in- stallieren und konfigurieren. Nun wäre es ja notwendig, dies alles noch verständlich zu erklären. Doch dafür fehlt die Zeit! Knapp 3.500 Bürgerinnen und Bürger unse- rer Gemeinde sind älter als 60 Jahre. Welche altersbedingte Einschränkungen gibt es nach Ihrer Erfahrung mit der Computerei? Nun, 60-jährige, ja selbst 75-jährige hat- ten oft während ihres Arbeitslebens schon Kontakt mit dem Computer. Diese werden keinerlei altersbedingte Einschränkungen haben. Wer sich allerdings das erste Mal erst mit 60 oder gar 75 mit dem Thema an- freundet, wird regelmäßig einige Hürden überwinden müssen. Das fängt mit dem fehlenden Grundverständnis der EDV an und geht über die Bedienung der Maus, oder gar des Touchpads. Ja, und in diesem Alter geht natürlich die Wissensvermitt- lung nicht mehr gar so schnell. Aber das merkt man ja auch an sich selbst. Hier hilft nur dranbleiben! Oft hört man ja betagte Menschen sagen, „da- für“ seien sie zu alt. Machen sich Seniorinnen und Senioren vielleicht falsche Vorstellungen von der Handhabung moderner Medien? Sie werden es in der Regel so nicht sagen . Aber denken schon. Ja, vielleicht machen sie sich wirklich falsche Vorstellungen. Doch haben sie leider auch allen Grund dazu: Die Computerisierung lässt inzwi- schen keinen Lebensbereich mehr aus. Das fängt in den eigenen vier Wänden an bei der Unterhaltungstechnik, geht über die Haushaltselektronik und endet noch lange nicht bei der Kommunikationstechnik. Dann gehen die Alten vor die Tür: Sie tragen ihre Überweisungsaufträge (wie ge- wohnt) zur Sparkasse und müssen feststel- len, dass sie diese nicht mehr einem Bank- angestellten in die Hand drücken können, sondern die Überweisungsdaten selbst in den Bankautomaten eingeben müssen. Sie wollen sich eine Fahrkarte kaufen und ste- hen schon wieder vor einem Automaten. Und, und, und ... Und natürlich ist es nicht so, dass sich alle Banken und alle Verkehrs- träger jeweils auf einen Automaten und eine Software geeinigt hätten. Jeder macht seines – und das leider sehr oft schlecht. Da wundert es nicht, dass mancher resigniert! Wie würden Sie einem älteren, unerfahrenen Menschen die Chancen der digitalen Kommu- nikation für seinen Lebensalltag vermitteln? Zum einen würde ich ihn darauf aufmerk- sam machen, dass die weitere Computeri- sierung nicht aufzuhalten ist und die per- sönlichen Barrieren im Alltag immer höher werden. Außer, er stellt sich darauf ein und lernt mit dieser Technik in seinen unter- schiedlichsten Spielarten umzugehen. Wir alle wollen alt werden. Wir wollen dies bei guter Gesundheit. Und wir wollen auch noch im hohen Alter selbständig un- sere Alltagsgeschäfte erledigen. Hier hilft nur: Heute damit anzufangen! Man muss natürlich auch klar erken- nen: Nicht jeder wird dies noch leisten kön- nen ! Hier braucht es Unterstützung durch die Gesellschaft, die Nachbarn, zuerst na- türlich die Familie! Und hier ist auch unser Angebot der Volkssolidarität einzuordnen. Bei alledem dürfen wir auch nicht verges- sen, dass es viele nützliche Anwendungen gibt, die auch oder gerade dem älterenMen- schen Spaß machen. Vor allem dann, wenn die eigene Mobilität aus welchen Gründen auch immer eingeschränkt wird. Was sind Ihres Wissens nach die beliebtesten Anwendungen der Generation 60+? Nun da ist zuerst sicher der Zugang zum Internet zu nennen. Was kann man sich hier nicht alles für Informationen beschaf- Jürgen Naß (im Vordergrund rechts) und Teilnehmer des Computerkurses der Volkssolidarität in Zühlsdorf. An erster Stelle steht für die Seniorinnen und Senioren der Spaß am Umgang mit den modernen Techniken. Und schnell erschließt sich für viele eine ganz neue Welt

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