Mühlenspiegel 07
26 rat geber Herr Naß, Sie leiten den Computerkurs der Volkssolidarität in Zühlsdorf. Was waren Ihre Beweggründe für diese Tätigkeit? Der erste Beweggrund ergab sich aus dem Eintritt in den Ruhestand: Ich musste mei- ner neu gewonnenen Freiheit eine Struktur geben. Eine Aufgabe fand sich schnell: Un- ser Hovawart Leon, der vom ersten Tag an ein gutes Stück Zeit für sich beanspruchte. Dies vor allem an frischer Luft - und ver- bunden mit viel, sehr viel Bewegung. Ja, und dann wollte ich mich nicht so einfach von den Dingen verabschieden, die mich nahezu ein halbes Arbeitsleben gefordert hatten: Mehr als 20 Jahre war ich in der Technischen Redaktion mit der Er- stellung von Betriebsanleitungen befasst. Natürlich von Beginn an computergestützt. Und zunehmend automatisiert durch den Einsatz sogenannter Content Management Systeme. Wenigstens einen Teil dieser Er- fahrungen weiterzugeben, war der Plan. Und damit haben wir den zweiten wichti- gen Grund. Ich erzähle immer gerne die Geschich- te von meinem Vater, dem wir als Familie zu seinem 75. Geburtstag einen Computer schenkten und der diesen schon sehr bald nicht mehr missen wollte. Der Computer, vor allem der Zugang zum Internet, war ihm eine immense Unterstützung, seine zunehmenden Einschränkungen in der Mobilität zu kompensieren. Inzwischen gibt es eine weitere Geschichte von einem 70-jährigen Freund, der zwar schon sehr lange mit dem Computer arbeitete, aber partout nicht ins Internet gehen wollte. Im vergangenen Jahr überzeugte ich ihn dann endlich, sich einen Internetanschluss zuzulegen und z. B. die mühsame Daten- übermittlung per Fax durch die E-Mail zu ersetzen. Per Fernzugriff auf seinen Com- puter habe ich manche Stunde damit zuge- bracht, ihm die wichtigsten Kenntnisse zu vermitteln. Er ist glücklich, diesen Schritt gegangen zu sein. Und ich natürlich auch! Und damit ist der dritte Beweggrund benannt: Der Lohn meiner Arbeit ist die Rückmeldung, was Nützliches getan zu ha- ben. Der Lohn sind neue soziale Kontakte und die persönliche Anerkennung. Wie kam die Initiative zustande? Dies ist dann ganz schnell erzählt: Ende 2013 suchte ich den Kontakt zur Ortsgrup- pe der Volkssolidarität. Ich hatte inzwi- schen erfahren, dass es in dem Jahr einen PC-Grundkurs gegeben hatte (oder gibt) und stellte einfach die Frage, ob ich diesen unterstützen könnte. Wie gesagt unter- stützen. Ich wusste nicht, dass es sich bei diesem PC-Grundkurs um eine vorerst einmalige Aktivität gehandelt hatte - und aktuell niemand in Sicht war, der den Kurs hätte fortsetzen wollen. Plötzlich aber war er gefunden – und ich hatte meine ehren- amtliche Tätigkeit! Und nicht nur diese eine. Auch meine Frage, ob sich die Ortsgruppe einen eige- nen Web-Auftritt vorstellen könne, wurde spontan mit einem klaren JA beantwortet. Und schon hatte ich die zweite ehrenamt- liche Tätigkeit. So schnell kann es gehen, wenn man die richtigen Fragen zur richtigen Zeit stellt. Und wenn ich schon darüber be- richten darf: Unter www.volkssolidaritaet- zuehlsdorf.de können Sie sich ein Bild von der großen Vielfalt der Aktivitäten der Ortsgruppe machen (der Computerkurs ist ja nur ein kleines Mosaiksteinchen). Und Sie erfahren auch ein Stück über mich und meine Leidenschaft, Geschichten und Bilder so in Szene zu setzen, dass sie gerne gelesen werden. Im Übrigen hat auch mein Hund Leon eine eigene Webseite: www.le- onvomscheunenweg.jimdo.com. Raten Sie mal, wen er dafür angeheuert hat! Ein paar Worte zur Demografie. Wie setzt sich der Kurs zusammen? Mit welchen Vorkennt- nissen waren die Teilnehmer ausgestattet? Nun, es sind (ganz überwiegend) Seniorin- nen und Senioren. Die Älteste ist übrigens 78 Jahre! Die jüngste ist 55 Jahre. Teilwei- se hatten die Teilnehmer schon den ersten Computern leicht gemacht! Zu alt für PC & Co? Ein Gespräch mit Jürgen Naß macht Mut: Gemeinsam gehts besser!
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