Mühlenspiegel 06

42 D ie Farben in El Salvador, dem Heimatland Mi- riam Blackmans, sind feurig rot wie die Vulkane und leuchtend dunkelblau wie das Meer, gelb, braun und grün wie die endlose Graslandschaft. Wind streift über die Pampa, die Sonne bringt die Rottöne der Gebirge zum Leuchten und der exotische Geruch der Blü- ten weckt eine Sehnsucht. Año- ranzas, so klingt das spanische Wort für Sehnsucht, das Thema der Ausstellung. Miriam Blackman, Jahr- gang 1960, lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Europa, seit 1999 wohnt sie, mit kurzen Unterbrechungen, mit ihrer Fa- milie in Schildow. Ihre Ausbil- dung begann sie mit einem Stu- dium im Bereich des Grafischen Designs an der Kunsthoch- schule „Jose Alberto Imeri“ in El Salvador. Vielseitige Erfah- rungen mit Kunstwerken aus Holz, Keramik und Stoff sam- melte sie während ihrer Arbeit im Kulturzentrum „El Árbol de Dios“. Dort traf sie auch auf den bekannten Künstler Fernando Die Farben der Sehnsucht Werksschau von Miriam Blackman aus Schildow vom 10. April - 16. Mai 2014 im Rathaus kulturspiegel Llort, den sie heute als ihren Lieblingsmaler bezeichnet. Ihre erste individuelle Ausstellung fand 1988 in San Salvador statt; es folgte eine Reihe von Werk- schauen, u.a. gemeinsam mit Künstlern aus Uruguay. Diese Jahre in ihrer Heimat El Salvador waren sehr schwie- rig, geprägt von gesellschaft- lichen Umbrüchen, Unruhen und Mangel an vielen Dingen im täglichen Leben. Als Künst- lerin hat sie darin aber auch eine Chance, eine Herausforde- rung gesehen, denn sie musste damit auskommen und mit dem Vorhandenen ihre Kunst schaffen. In dieser Zeit entstanden vor allem Collagen aus Stoff, Pappe, Karton. Mit Holz- leim und Sägespänen sowie Bindfaden wurden die Werke strukturiert. Heute sind ihre Kunstwerke vielschichtig, vol- ler unterschiedlicher Ideen und Motive. Vorwiegend arbeitet Blackman mit Acryl und hat besonders an abstrakten Bil- dern und Collagen Freude. Das besondere ihrer Landschafts- gemälde sind die Strukturen, die sie durch das Aufbringen von Sand, Marmor oder Stein schafft. Es sind meist authen- tische Materialien aus ihrer Heimat, die so den Gemäl- den einen unverwechselbaren Charakter und ein Gefühl der sichtbaren Verbundenheit ge- ben. Mit diesen Materialien hat sich die Künstlerin reichlich eingedeckt. Überall im Atelier finden sich Kisten mit kleinen Steinen, imposanten Muscheln und zauberhaften Holzstücken oder Gläser, gefüllt mit Sand und Kiesel. Sie ist eine leiden- schaftliche Sammlerin, bekennt Miriam Blackman, keine Rei- se vergeht, ohne dass schöne Fundstücke in ihrer Tasche landen. In Schildow fühlt sie sich nie allein oder als Auslände- rin, denn die Nachbarschaft „stimmt“, es gibt ein Gefühl Ein Blick ins Atelier der Künstlerin

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