Mühlenspiegel 06

I m Dezember letzten Jahres erhielt Herr Behnert eine offizielle Danksagung für sein ehrenamtliches Wirken zum Schut- ze unserer Umwelt. „Ihre Ehrfurcht vor dem Wunder Natur ist beispielhaft für uns alle“, so heißt es in der Urkunde des Bürgermeis- ters. Es ist eine weitere Eh- rung, die Paul Behnert im Laufe seines Lebens entge- gennehmen konnte. Vielen ist der freundliche Schil- dower bekannt, mit Lei- denschaft setzt er sich seit Jahrzehnten für den Natur- und vor allem Baumschutz in unserer Gemeinde ein. „Freunden Sie sich doch mit dem Baum an“, hörte man ihn auf manchen Bau- grundstück sagen und er freute sich, wenn die Säge das eine oder andere Ge- hölz verschonte. Rückblickend, so sagt er, ist doch im Baumschutz einiges passiert und die Ge- hölzschutzsatzung der Gemeinde ist ein er- freuliches Zeichen dafür. Paul Behnert hat als Lehrer gearbeitet. Die Liebe zur Heimat und der Wille zum Frieden waren es, was er seinen Schülern mit auf den Lebensweg geben wollte. Bitter sind die Erinnerungen an seinen 16. Geburtstag, er wurde zur Marine eingezogen und überlebte die Kriegsmona- te mit schweren Phosphorver- giftungen und einem kaputten Arm. Es ist kaum zu ermessen, welche Schmerzen er ertragen musste und wie viele Opera- tionen sein Leben immer wie- der ein Stückchen verlängert haben. Gelassen schaut der 85- Jährige zurück, eine freundliche Gelas- senheit, die von seinem Lebensmotto zeugt: “Ich sehe stets die lebenserhaltende Sonne, streifen auch bisweilen düstere Wolken die Erde. Diese optimistische Sicht möchte ich bei jeder Begegnung mit Bedrückten, Kranken, Verzweifelten als ‚Leberecht Im- merfroh‘ übertragen“. Menschen zu helfen ist sein Grundanliegen. Oftmals sind es die kleinen Gesten, wie ein Brief mit trösten- Leberecht Immerfroh Heiterkeit ist seine Art – Eine Begegnung mit dem Schildower Paul Behnert den Worten, die Wunder wirken und die Wandlung eines Menschen zum besseren bewirken können. „Das hat mich bestä- tigt, dass vieles nicht umsonst war“, so Paul Behnert. Nach dem krankheitsbedingten Aus- scheiden aus dem Schuldienst 1972 wurden sein Haus und Grundstück in der Haydn- straße im wahrsten Sinne zum Zoologi- schen Garten mit exklusivem Grünzeug. Legendär sind Behnerts Auftritte zu Kin- derfesten gewesen, wo er mit Schlangen und rosa oder blauen Mäusen alle begeis- terte. Nur zu gut kann sich „Leberecht Im- merfroh“, so sein extra zugelegter Künst- lername, an eine ehemalige Bürgermeis- terin erinnern, die mit Ausdauer und Begeisterung seinem „Flohzirkus“ zuge- schaut hat. Es ist diese Art von Humor, die Paul Behnert so sympathisch macht. Der gebürtige Schildower hat sich schon immer mitverant- wortlich gefühlt, wenn es um die Fortentwicklung und Gestaltung seines Hei- matortes geht. Umfangrei- che Baumpflanzungen, wie z.B. an der Kirschallee, sind sein Werk. Schier unerschöpflich ist sein Vorrat an Sämereien von Rizinus, Trichterwin- den oder Wunderblumen, die er in kleinen selbstge- fertigten Tütchen in der Jackentasche parat hält und gleich mit Pflegeanleitung verteilt. Seine Lieblings- pflanze oder besser –baum ist der Rotahorn. Viele hat er selbst gezogen und die Bäumchen in Schildow ver- schenkt, wo sie, z.B. In den Ruthen, schon zu ansehn- lichen Exemplaren heran- gewachsen sind. 8 Stück, ca. 4 Meter hohe Bäume, bietet Behnert noch zum Verschenken an. Sein weiteres Steckenpferd ist die „Schrift mit Haken und Ösen“, Sütterlin-Schrift ge- nannt. Transkription von alten Schriften, die Herr Behnert in gestochener Hand- schrift anlegt, werden so für den ungeübten Leser verständlich. Diese Lei- denschaft teilt er übrigens mit seiner Ehefrau Margot, über die er scherzhaft sagt, dass sie seine Lieblingsfrau und Haus- macht ist. Sie kommentiert all die Aktionen ihres Mannes mit den Worten: „ Es war im- mer ein Kommen und Gehen im Hause, aber es hat Spaß ge- macht. All die schönen Erleb- nisse möchte ich nicht missen.“ Es ist die Begegnung mit Menschen; Menschen wie Paul Behnert, die in uns ein gutes Gefühl hinterlassen. Diese Schrift wurde um 1920 in Preußen eingeführt und vereinfachte die bis dahin gän- gige Schreibschrift. Heute gibt es bundesweit Vereine und Gesellschaften, die sich dieser kunstvollen Schreibweise widmen Text: Gudrun Engelke Foto: Gudrun Engelke menschen bilder 27

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