Mühlenspiegel 05

46 V or meinem Treffen mit Sascha Ru- dolph war ich mir noch nicht klar, welche Art von Bericht ich schrei- ben würde. Sicher bereitet man sich auf ein solches Gespräch vor, doch meine Vorstel- lungen von einem Kung-Fu-Weltmeister, der zugleich Physiotherapeut ist, wollten sich in meinem Kopf noch nicht zu einer einheitlichen Vorstellung vereinen. Um so mehr überrascht war ich, wie sehr sich Kampf- und Heilkunst zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen. Doch dazu später mehr. Sascha Rudolph war schon als Kind vom Kampfsport begeistert und seine Leidenschaft verhalf ihm dazu, selbst in jungen Jahren fleißig und diszipliniert zu trainieren. So erklären sich auch seine frü- hen Erfolge im Kampfsport, die ihn 1991 erstmalig zum Berliner Meister werden lie- ßen. Von diesem Zeitpunkt an unterrich- tete der damals 15-jährige selbst in seinem Kampfsport. Mit Ende seiner Schulzeit auf dem Gauß-Gymnasium in Berlin-Buch stand die Entscheidung zur Berufswahl an und Sascha Rudolph wollte einen Beruf, der sich harmonisch mit seinem Sport verbinden ließ. Die Wahl fiel, was auf den ersten Blick irritierend erscheint, auf die Physiothera- pie, und Sascha Rudolph wurde 1997 Mas- seur. Während er anschließend in einer physiotherapeutischer Praxis arbeitete, er- zielte er seine größten sportlichen Erfolge: Er wurde 1997 Vize-Europameister, Deutscher Vizemeister und wieder Berliner Meister. 1998 und 1999 wurde er zweimal in Folge Weltmeister. Weitere Ausbildun- gen zum Personenschützer, dann zum Heilpraktiker und immer weitere Fortbil- dungen im Bereich der Heilkunst scheinen in starkem Kontrast zu seinen Kämpfen zu stehen. Mittlerweile ist Sascha Rudolph nicht nur Kung Fu-Meister, sondern trainiert an- dere Sportler auch noch im Kickboxen und Mixed Martial Arts. In seiner Physiotherapiepraxis geht es währenddessen um Pilates, Thai Chi und Chi Gong sowie um Reha-Maßnahmen und Bewegungstherapien für jedes Alter. Total verrückt? Ganz und gar nicht, denn Sascha Rudolph ist ein Mensch, der Yin und Yang förmlich lebt. Und dabei sind Kampf- und Heilkunst nicht einmal wirk- lich gegensätzlich. Ob man seine Muskeln trainiert, um im Kampf seinen Körper op- timal nutzen zu können oder ob man seine Muskeln trainiert, damit der Körper sie op- timal im Alltag nutzen kann, ist im Grund- satz das Gleiche: Gesundheit braucht Bewegung. Das Kämpfen gelingt effizienter, wenn man weiß, wie der Körper funktioniert und die Heilkunst ist einfacher zu verstehen, wenn man weiß, was der Körper zu leisten vermag. Als ich Sascha Rudolph auf seine Ausbildung zum Heilpraktiker an- sprach und fragte, ob er damit neben therapeutischen Be- mühungen zu körper- licher Gesundheit auch seelische Einflüsse auf seine Patienten be- rücksichtigen Sascha Rudolph Kämpfer und Heiler Ein Heilpraktiker aus Mühlenbeck ist zweifacher Weltmeister im Kung Fu wollte, meinte er schmunzelnd, dass der Grund Heilpraktiker zu werden viel prag- matischer zu sehen ist. Seine berufliche Zielsetzung sei es, die Physiotherapie und die Heilung durch Bewegung herbeizufüh- ren. Mir kam es in meinem Gespräch mit Sascha Rudolph so vor, als hätte er mit Be- dacht seine Karriere wie ein Puzzle Stück um Stück ergänzt. Sascha Rudolph stimm- te dieser Beurteilung zu, verwies jedoch darauf, dass dieses Puzzle niemals fertig werden würde. Alles kann man eben nicht zu Ende bringen, manche Dinge im Leben ergeben sich einfach und man muss darin Chancen erkennen und nutzen lernen. www.sgzmuehlenbeck.de Text: Ralf Peter Lipka Fotos: Ralf Peter Lipka gemeinde spiegel

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