Mühlenspiegel 05

35 toleranz gemeinde www.mit-courage.de Interview: Claus Schmidt-Eckertz Fotos: Claus Schmidt-Eckertz, Axel Berschneider, Sven Grundmann unternommen, und was ist in naher Zukunft geplant? Verstärkte Aktivitäten an Schulen, in Jugendclubs und bei Festen, durch Theaterstücke, den Film „Die Kriegerin“ an Schulen zeigen und diskutieren, Trommel-Workshops auf Ver- anstaltungen mit Kindern und Erwachsenen. Im kommenden Mai wollen wir mit 40 - 50 Ju- gendlichen im Alter zwischen 16 und 17 Jahren ein Alternate Reality Game um den Tag des Grundgesetzes herum durchfüh- ren. Mit welchen anderen poli- tischen und gesellschaftlichen Institutionen und Initiativen arbeiten Sie im Kreis Oberha- vel und innerhalb unserer Ge- meinde zusammen? Zum Beispiel mit den Initia- tiven „Tolerantes Brandenburg“, dem „Mobilen Beratungsteam“, dem „Henningsdorfer Aktions- bündnis Lebendiger Teilhabe“, dem „Aktionsbünsnis gegen Ge- walt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit“ oder dem „Kulturkreis Hohen Neuendorf“ ...,um nur einige zu nennen. Warum thematisieren Sie eigentlich nur den Rechtsex- tremismus? Ist verfassungs- feindlicher Extremismus von links weniger gefährlich? Wir sind auch gegen Links- extremismus. Es handelt sich aber dabei um zwei völlig un- terschiedliche politische Aus- richtungen. Im Rahmen unserer Möglichkeiten haben uns ein- fach auf das Thema Rechtsextre- mismus beschränkt. Warum ist die Welt der Nazis für Jugendliche überhaupt in- teressant? Und welche Art von „Belohnung“ könnte für sie eine Alternative sein? Sehr viele junge Menschen, vor allem junge Männer, finden sich in unserer sich ständig ver- ändernden Gesellschaft nicht wieder. Das hat häufig mit den fehlenden Vorbildern zu tun. Sie sind unsicher in dieser Welt. Es ist von großer Bedeutung, dass wir dieses Problem erkennen und die Jugend, vorwiegend Männer, mit ihren Problemen in der Gesellschaft ernst neh- men. Für junge Männer sind es die Väter oder Vaterfiguren, die aus den unterschiedlichsten Gründen in der Erziehung feh- len. Mädchen haben es da in der Regel leichter, weil ihre Mütter meist als Vorbilder für sie da sind. Wir müssen viel mehr für die Jungen tun. Sind die Menschen in der Bundesrepublik - aus Ihrer Sicht - ausreichend über die Verbrechen im Nationalsozia- lismus, insbesondere über den Holocaust, informiert? Und welche Bedeutung hat dieses Wissen im Hinblick auf die heutigen Nazis? Nein! Viele junge Menschen kennen zwar einzelne geschicht- liche Ereignisse des Nationalso- zialismus. Es fehlt aber oft das Wissen über den Unterschied zwischen einem totalitären System und einer Demokratie. Vielen ist nicht klar, dass der Rechtsextremismus bei uns eine klare völkische Ausrichtung hat. Menschen mit anderer Hautfar- be oder aus anderen Kulturen werden deshalb nicht als gleich- berechtigt angesehen. Wie schätzen Sie die weite- re Entwicklung des Rechtsext- remismus in Deutschland ein? Rechtsextremismus ist, wie in anderen Ländern auch, stets und meist latent vorhanden. In der Bundesrepublik sind es mehr oder weniger bis zu 38 Prozent der Menschen, die fremden- feindliche Einstellungen (Unter- suchung der Ebert-Stiftung aus dem Jahre 2011) haben. Dort finden Rechtextreme ihre An- hänger, wenn wir nichts dagegen tun. Wir müssen gerade junge Menschen in ihrer Entwicklung immer wieder darauf aufmerk- sam machen, was Rechtsext- remismus bedeutet und was er anrichten kann. Denken wir an die 50 Millionen Toten im Zweiten Weltkrieg und an die 12 Millionen Flüchtlinge, die aus den durch diesen Krieg verlore- nen Gebieten fliehen mussten. Ich muß nicht erwähnen, wie groß der Gebietsverlust von uns Deutschen nach 1945 war. Und was halten Sie vom NPD-Verbotsantrag des Bun- desrates? Ich will nicht auf das juris- tische Problem abheben, welches immer wieder genannt wird. Ich bin für das Verbot, weil es tatsächlich ein sehr wichtiges Zeichen setzt. Nicht nur wegen unserer Vergangenheit, sondern wir wollen gegen dieses völki- sche Denken angehen, das im völligen Gegensatz zu unserem Grundgesetz steht. Welche Initiativen wür- den Sie sich seitens der Ge- meinde und der Bürgerinnen und Bürger im Mühlenbecker Land wünschen, die Ihre Ar- beit unterstützen könnten? Dass sich mehr Bürgerinnen und Bürger tatkräftig an un- seren oder vergleichbaren Pro- jekten beteiligen. Davon gibt es viele in Bandenburg und Berlin. Wir sind noch zu wenige, um diese wichtige Aufklärung für alle möglich zu machen. Wir müssen mehr in den Jugend- clubs, in den Sportvereinen, in der Kirche und an den Schulen sowie bei den Feuerwehren Aufklärungsarbeit leisten. Peter Kunkel Ein Aufmarsch der rechtsextremen NPD Ursel Liekweg Zur Gärtnerei 2 16515 Zühlsdorf Tel: (033397) 724 90 Mail: office@immobilienbuero-terravision.de Beratung | Bewertung | Verkauf Grundstückstellungen | Vermietung Suche ständig: Baugrundstücke, Häuser und Wohnungen

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