Mühlenspiegel 05

I hr fahrt in die letzte Ecke der Türkei? Warum nicht gleich in die innere Mon- golei?“ Schon im Vorfeld der Exkursi- on waren ironische Fragen aufgekommen: „Habt Ihr nichts Besseres zu tun?“ Doch, haben wir, und tun wir auch. Allerdings gehört zu einem blühenden Ge- meinwesen auch Weltoffenheit, die Pflege von Kontakten in die Fremde. Das Mühlen- becker Land ist in dieser Hinsicht das ein- zige unbeschriebene Blatt weit und breit. Wenn dann aus dem türkischen Kizkalesi bzw. Erdemli eine großzügige Einladung kommt (siehe unten), dann wollen wir uns auch anschauen, was dahintersteckt. Eine Partnerschaft mit Wanne-Eickel können wir ja immer noch anstreben. Im Mühlenbecker Land gehen die Uhren vielleicht etwas anders, aber mor- gens um fünf ist morgens um fünf. Ein müdes Häuflein macht sich auf den Weg: Kerstin Bonk (Stellvertr. Bürgermeisterin und Kämmerin), Gudrun Engelke (Stabs- stelle Tourismus und Wirtschaftsförde- rung), Harald Grimm (Vorsitzender der Gemeindevertretung), Thomas Henning (Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt und Tourismus), Hanns Labitzky (Fach- bereichsleiter Bau und Tourismus) und natürlich Bürgermeister Filippo Smaldino- Stattaus werden mit einem warmen Emp- fang für die Strapazen der Anreise entschä- digt. 25° im Schatten (ungewöhnlich für die Jahreszeit) und ein überaus herzlicher stellvertretender Bürgermeister erwarten die Delegation am Flughafen Adana. Kızkalesi ist eine kleine Gemeinde mit knapp 2.000 Einwohnern an der tür- kischen Südküste in der Provinz Mersin. Es liegt an der Küstenstraße von Antalya nach Adana, etwa 80 km südwestlich von Mersin, sagt Wikipedia. Der Augenschein sagt: Kizkalesi ist ein reizender kleiner Urlaubsort vol- ler freundlicher Menschen. Mitte November läuft die ausgeprägt t o u r i s t i s c h e Infrastruktur allerdings ins Leere – trotz warmen Wet- ters und war- men Wassers sind keinerlei Touristen zu sehen. Außer uns, aber wir sind ja keine To u r i s t e n und werden das noch d e u t l i c h m e r k e n . Endlich im schlichten, aber ein- ladenden Hotel, endlich Ausruhen nach der langen Reise – Pustekuchen. Der Tisch im Foyer füllt sich nicht nur mit ungewohnten, aber leckeren Speisen, sondern auch mit Men- schen drumherum, die darauf bestehen, uns immer wieder willkommen zu heißen. Und alte Erinnerungen aufzufrischen. Denn in Kizkalesi hat man sich schon einmal um Kontakte in unsere Region be- müht, zum Berliner Bezirk Reinickendorf. Ein Jugendaustausch kam damals in Gang, ein Besuch in Mühlenbeck beim ehemali- gen Leiter des Reinickendorfer Kinder-, Jugend- und Familienzentrums comX Fi- lippo Smaldino-Stattaus folgte, dann kam die Einladung des Bürgermeisters der Kreisstadt Erdemli (in die Kizkalesi inzwi- schen eingemeindet worden war). Jetzt sind wir also hier, um zu sondieren, ob und wie eine Zusammenarbeit unserer Kommunen Früchte tragen könnte. Am nächsten Morgen wird es ernst. Der Bürgermeister und der Provinzgouverneur bitten zum Empfang in ein Festzelt, das früher den Höchsten der Hohen vorbehal- ten war. Die beiden Würdenträger zählen sich noch heute zu diesem erlauchten Kreis, ihr Fingerschnippen reicht, und die Be- diensteten laufen dienernd los – guckt un- ser Bürgermeister da neidisch? Nein, zum Glück tut er das nicht. Reden werden gehalten, Blitzlichter gewittern, Geschenke werden übergeben, Gegengeschenke gemacht. Vor dem Zelt wartet die festliche Einweihung einer höl- zernen Stele zur Erinnerung an das erste Aufkeimen von Freundschaft und Verbun- denheit. Apropos Aufkeimen: Eine kleine, eine sehr kleine Roteiche aus Zühlsdorf wird feierlich in türkische Erde gesenkt und ertrinkt fast unter dem Bewurf mit immer neuen Schaufeln Erde – jeder will an der Pflanzung teilhaben. Anschließend bittet der Bürgermeis- ter in sein Allerheiligstes, es ist noch blu- mengeschmückt, denn das Rathaus ist gerade erst fertig geworden. Jeder von uns verlässt es mit einer türkischen Flagge am Revers. Besuch beim Provinzgouverneur in dessen Amtssitz, Gespräche über Ge- schichte, Wirtschaft und Tourismus. Gut, dass es in unserer Delegation zu jedem der vielfältigen Themen einen kompeten- Delegation aus dem Mühlenbecker Land zu Gast in die südost-türkischen Stadt Erdemli Einladung in die Türkei Das Schreiben von Mükerrem Tollu, Bürgermeister von Erdemli, in dem er seine Einladung ausführlich begründet reise bericht

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