Mühlenspiegel 04

29 Text: Birgit Rathmann Fotos: Reinhard Musold Jahr aufs Neue wird mitten durch sein Ge- treidefeld am Schönfließer S-Bahnhof, ein Trampelpfad eingerichtet, um den Weg von der Bahnstation ins Dorf abzukürzen. Nicht nur, dass ihm unweigerlich ein Teil des Ertrages verloren geht, dadurch, dass er diesen Teil des Feldes nicht beernten kann, werden ihm auch EU-Mittel gestrichen, denn für den Anbau und die Ernte erhält er Fördermittel. Die zerstörte Fläche wird dabei regelmäßig heraus gerechnet. „In Niedersachsen ist das undenkbar“, sagt er. „Niemand kommt dort auf die Idee, über ein bestelltes Feld zu laufen“, und er fügt hinzu: „Ich laufe ja auch nicht durch Ihren Garten!“ Das Bewusstsein für die Land- wirtschaft scheint ihm in Brandenburg ein anderes zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass es hier heute nur noch wenige Bauern- höfe gibt, die Agrarwirtschaft in den Augen der Menschen einfach nicht so eine große Rolle spielt? Helmut Schneermann ist Bauer aus Lei- denschaft. Die Landwirtschaft wurde ihm quasi „in die Wiege gelegt“. Aufgewachsen auf dem elterlichen Betrieb in Eystrup bei Bremen, der bereits in der 6. Generation betrieben wird, versteht er sich von Kindes- beinen an als Landwirt. Ein anderer Beruf kam für ihn nie in Frage. Und was führt einen in Niedersachsen verwurzelten Bauern ins Mühlenbecker Land? „Der Zufall“, räumt er unumwun- den ein. „Nach der Wende haben sich viele Landwirte aus Niedersachsen eine Depen- dance in den neuen Bundesländern auf- gebaut.“ Das Angebot an Höfen war groß und das Interesse der Ortsansässigen, zu investieren, scheinbar eher gering. Auch für Schneermann ist der Erlenhof ein zwei- tes Standbein. Von den beiden Höfen sollen einmal zwei Generationen leben können. Das Landgut mit direkter Anbindung an Berlin erschien ihm damals ideal für einen Pferdepensionshof. Und die Entscheidung war richtig. Der Hof ist lukrativ. Gerade für Berlinerinnen und Berliner ist der ländli- che Standort direkt vor der Standgrenze eine attraktive Alternative zu den beengten Anlagen und Ställen in der Großstadt. Die Schneermanns sind angekommen in Brandenburg. Sie fühlen sich wohl im „Märkischen Sand“, auch wenn der nicht der ertragsreichste ist. Das Mühlenbecker Land ist ihre zweite Heimat geworden. „Die Leute hier sind in Ordnung, da gibt es nichts! Auch die Zusammenarbeit mit der Verwaltung war von Anfang an gut – und das ist jetzt keine Lobhudelei!!“, beteuert Schneermann. Für alle Fälle ist vorgesorgt: Pflegebedürftige Pferde erhalten eine individuelle Fürsorge und im Bedarfsfall tiermedizinische Behandlungen auf den Einzelpaddocks Ein Bild während der Ernte des Pferdefutters, das eigens auf dem Hof von Bauer Schneermann produziert wird. Auch das Wetter spielt mit, was nicht immer der Fall ist Gut untergebracht sind die Pferde in ihren geräumigen, hellen und luftigen Boxen. Auch an der menschlichen Zuwendung fehlt es nicht lands leute

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