Mühlenspiegel 04

12 Text: Claus Schmidt-Eckertz Fotos: Egon Homer / Fotolia Witwen erzählen Frauen berichten vom Leben nach dem Tod ihres Mannes In einem Buch von Petra Wolf I n Deutschland gibt es rund fünf Milli- onen Witwen. Fast alle Frauen stürzen nach dem Tod ihres Mannes oder Part- ners in eine tiefe Lebenskrise. Sie haben das Gefühl, allein kaum noch weiterleben zu können und fühlen sich von ihrem Umfeld ausgegrenzt und unverstanden. Vom Leben dieser Frauen nach dem Tod des Mannes berichtet die Schildower Journalistin Petra Wolf in ihrem ersten Buch „Das Bleiben schmerzt mehr als das Gehen“. Es sind 18 autorisierte Berichte in der Ich-Form von Frauen im Alter von 39 bis 77 Jahren, die unterschiedlich lange mit ihren Partnern zusammen gelebt hatten. Die Lebenssituationen der Frauen waren und sind sehr unterschiedlich. Auch die Konfrontation mit dem Tod des Mannes unterscheidet sich: lange Krankheit bis zum Siechtum, plötzlicher Tod, Unfalltod oder Suizid. In den Erzählungen in Petra Wolfs Buch geht es um Einsamkeit, Leere, Wut, Enttäuschung, um Schuldgefühle, Zweifel, Sehnsucht nach Liebe und Zuwendung, um erfolgloses Suchen, Liebe über den Tod hi- naus, eine neue Körperwahrnehmung mit Lust und Leidenschaft bis ins hohe Alter und um neue Lebensaufgaben und Le- bensziele. Kaum eine der Frauen verspürt nicht den Wunsch und die Sehnsucht nach Ge- borgenheit, Liebe und Sex. Daher wird in diesem Buch der Frage nach einer neu- en Partnerschaft besonders breiter Raum gegeben. Und ja, Petra Wolfs Buch the- matisiert nicht nur den Tod des Partners und den Umgang mit der Trauer, sondern bricht auch ein Tabu: Auch Witwen wollen Sex - und zwar in jedemAlter. „Gestreichelt und berührt zu werden, das ist doch etwas Schönes“, betont die 75-jährige Gertrud. In Zeiten des Internets und vieler Part- nerforen gibt es sehr viel mehr Möglichkei- ten für Witwen, Männer kennen zu lernen. Jedoch: Witwen suchen anders. Sie sind vorsichtiger! Drei Jahre hat Petra Wolf, die als feste, freie Journalistin für den Oranienburger Generalanzeiger arbeitet, an ihrem Buch geschrieben. Die eigene Einsamkeit nach dem Tod ihres Mannes hat sie dazu veran- lasst. Und nach den ersten Gesprächen mit anderen Witwen wurde ihr schnell klar: Ihre Geschichte ist auch die Geschichte vieler anderer Frauen. Nach anderen Witwen suchen musste Petra Wolf nicht; ein Kontakt ergab den nächsten und die Bereitschaft der inter- viewten Frauen über ihre Erfahrungen zu erzählen war allenthalben groß. In Petra Wolf hatten die Witwen eine Gesprächs- partnerin, die aus eigenem Erleben wusste, worüber man sprach. Und dennoch erleb- te und verarbeitete jede Frau ihren Verlust anders. „Das Bleiben schmerzt mehr als das Gehen“ handelt von Tod und Trauer und ist doch nicht Trauerliteratur im üblichen Sinne. Denn das Buch macht auf eine ganz neue Art Mut. Es ist ein Trost für Betrof- fene in jedem Lebensalter und unterstützt alle, die Trauernden begegnen und sie in ihrer Trauer verstehen wollen. Das Buch erscheint am Freitag, 25. Ok- tober. An diesem Tag stellt es Petra Wolf persönlich im Bürgersaal Schildow vor. Die Präsentation beginnt um 20:00 Uhr; der Eintritt beträgt 5,- Euro (Mitglieder des Kulturvereins Schildow zahlen 4,- Euro). „Das Bleiben schmerzt mehr als das Gehen“ erscheint im Custos Verlag. Petra Wolf wurde 1955 in Berlin geboren und studierte Betriebswirtschaft. Seit 1994 ist sie freie Journalistin. Zu ihren bevorzugten Themen gehören Portraits. Ihr Mann nahm sich 2006 das Leben. Sie hat zwei erwach- sene Kinder und lebt mit ihrem neuen Partner in Schil- dow lebenshilfen

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