Mühlenspiegel 3

29 tier freunde rinnseln in der Lunge und weiteren schwe- ren Erkrankungen führen. Was nun folgen musste, war eine eng- maschige labormäßige Überwachung, um die Medikamentendosis an sein Krank- heitsbild anzupassen. Allerdings war es uns aus beruflichen Gründen nicht möglich, täglich durch die Stadt nach Düppel in die Tierklinik zu reisen. Uns wurde für die wei- tere Behandlung die „Tierärztliche Praxis Schönfließ“ empfohlen. Ohne Termin wurden wir dort vorstel- lig und Richard wurde nach einer kurzen Zeit imWartebereich zwischen Hund, Katz und Hamster abermals einer eingehenden Untersuchung unterzogen und optimal ärztlich versorgt. Derweil schauten wir uns um und waren erstaunt über die Größe und Ausstattung der Praxis. So steht für die pelzigen und gefiederten Patienten hier ein 30-köpfiges Team mit 9 Tierärztinnen und Tierärzte und einem 24-stündig besetzten Notdienst – inklusive drei Notfallfahrzeugen - bereit. Neben der allgemeinen Veterinärmedizin mit statio- närer Aufnahme gibt es eine umfangreiche Diagnostik mit Kardiologie, Endoskopie, Ultraschall und digitaler Radiologie; Anäs- thesie und Chirurgie; Onkologie/Chemo- therapie sowie eine spezielle Pferdepraxis mit Tierphysiotherapie auf ca. 1.000 qm Praxisfläche. Damit die Rundumversorgung komplett ist, wird eine tierärztliche Apotheke vorge- halten, d.h. die hier tätigen Tierärzte dürfen das sogenannte Dispensierrecht ausüben. Das bedeutet, dass sie für die kranken Tiere apotheken- und verschreibungspflichtige Arzneimittel lagern und verkaufen dürfen, was dem Führen einer Apotheke gleich- kommt und uns als Patientenbesitzern ein in Menge und Dosierung genau abge- stimmtes Medikament für unsere pelzigen Patienten zukommen lässt. Wie man auch hier sehen kann, steht inzwischen die Veterinärmedizin der Hu- manmedizin in nichts nach: verbesserte medizinische und chirurgische Methoden der Gegenwart sowie der rasante Fort- schritt in der Medizintechnik in den letzten 20 Jahren kamen auch der Tiermedizin zu- gute. Moderne Röntgendiagnostik, Ultra- schall und Endoskopie sind heute Teil der täglichen Praxis. Der Bedarf ist da, die Zahl der Heimtiere nimmt stetig zu. Unsere pel- zigen und gefiederten Freunde helfen gegen Vereinsamung und gewinnen eine immer größere soziale Bedeutung. Für den Trendforscher Peter Wipper- mann aus Hamburg steht fest: Tiere kön- nen angesichts sich auflösender Strukturen in Alltag und Familie Halt und das Gefühl des Gebrauchtwerdens geben. „Tiere sind plötzlich Sozialpartner“, sagte Wipper- mann bei der Vorstellung einer umfassen- den Studie zum Verhältnis der Deutschen zu ihren Tieren. Pferd, Hund, Katze und Co. könnten die Balance in einer zuneh- mend stressigen Gesellschaft wiederher- stellen. Das Ganze hat natürlich seinen Preis, der geregelt wird durch die „Gebührenord- nung für Tierärzte (GOT)“ und eine rein deutsche Verordnung ist. Sie soll einerseits dem Schutz der Tierhalter vor überteuerten Abrechnungen dienen, andererseits soll verhindert werden, dass durch einen ag- gressiven Preiswettbewerb die Qualität der Behandlung gefährdet wird. Und wie ging es mit Richard weiter? Seine Krankheit war ja nicht heilbar, aber durch die medikamentöse Behandlung hat unser Richard wieder in ein normales All- tags- Hundeleben zurückgefunden und leb- Text: Karl-Heinz Schmidt Fotos: Karl-Heinz-Schmidt, TPIS Der Röntgen-Kontrollmonitor lässt tief blicken Ein Blick in den Operationssaal Richard wird gründlich abgetastet Sonntagsverkauf Ofenfrische Backwaren + Ihre Sonntagszeitung erhalten Sie von 7 bis 11 Uhr in der Hauptstraße 8 in Mühlenbeck te so glücklich und zufrieden bis ihn dann zu den altersbedingten Schwächen – er war inzwischen immerhin im 15. Lebensjahr, das Glück verließ. Es kam bei ihm eine Epilepsie dazu, die sich vorher immer mit einem Muskel- zucken der Augenpartie ankündigte. Auch lief er dann völlig ziellos wie getrieben im Haus umher. Das war dann immer ein un- trügliches Zeichen dafür, dass das „Gewit- ter im Hirn“ wieder im Anmarsch war mit zum Teil dramatischen Symptomen wie ve- hementem Schnappen und Muskelzittern. Wir konnten ihm dann immer noch recht- zeitig Beruhigungsmittel verabreichen, die wir zur Sicherheit schon immer bereithiel- ten. Die Dauer eines epileptischen Anfalls lag meist bei ein bis drei Minuten. Hinter- her war er sehr erschöpft, stand dann wa- ckelig auf den Beinen und machte einen etwas desorientierten, ruhelosen Eindruck – bis dann die Anfälle immer heftiger und in immer kürzeren Abständen kamen. Und so waren wir in einer Nacht im April sehr dankbar für die Unterstützung des Notdienstes der „Tierärztlichen Praxis Schönfließ“. Herr Ziekursch war in kür- zester Zeit zur Stelle und konnte ihn so wenigstens von seinen Leiden erlösen und den Herrn Richard in den wohlverdienten Hundehimmel verhelfen.

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