Mühlenspiegel 3

28 tier freunde R ichard, ein nicht ganz schussfes- ter Deutsch-Drahthaarrüde, hatte seinen Dienst bei seinem Herrn im Wald quittiert, war an der Landstraße bei Rendsburg in unser Auto gesprungen und wich uns seitdem nicht mehr von der Seite. Dieser Sympathieschub kam nicht von ungefähr, auf der Rückbank erwartete ihn nämlich unsere Jacky, eine zwar schon langsam in die Jahre gekommene, aber durchaus noch ansehnliche Deutsch-Kurz- haarhündin, die ihm schöne Augen machte und so flogen die Herzen zwischen den bei- den hin und her. In unserer Not haben wir den jungen Burschen in der nächsten Stadt einem Tierarzt vorgestellt, der nach einge- hender Untersuchung zu dem Schluss kam: Der Hund ist psychisch völlig am Ende, der wurde drangsaliert, da wo er herkam, muss er arg gelitten haben und entließ uns mit den Worten „wenn möglich behalten Sie ihn, massieren Sie ihm regelmä- ßig kreisförmig die Vorderbeine, das stärkt sein Selbstbe- wusstsein!“. Gesagt, getan. Nach der ersten Massage gaben wir ihm den Namen „Richard“ – in An- lehnung an den Film „Richard Kim- ble auf der Flucht“ und seitdem war er über viele Jahre un- ser treuer Begleiter. Er jagte verbote- nerweise so manche Ente im Köppchen- see, wurde auch mal selber von Wild- schweinen getrie- ben, hielt hier und da die Briefträger in Schach und beglück- te so manche Hündin im Kindelwald und Umgebung, bis eines Tages sein Verhalten sehr auffällige Formen annahm. Richard hatte inzwischen das geschätz- te 13. Lebensjahr erreicht, als ihn eine regel- rechte Fresssucht packte, er schlang alles in sich hinein und war nur noch am Betteln. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus! Gleichzeitig entwickelte er einen enormen Durst, war von unserem Teich kaum wegzulocken und musste auch dem- entsprechend oft raus. An einem Sonntag- vormittag stand er nun im Vorgarten, sah uns schmerzleidend an, weil er kein Wasser lassen konnte und darum auch weder sit- zen noch liegen konnte. In unserer Not, wir kannten hier keinen Tierarzt, fuhren wir ihn stehend über die Avus nach Düppel in die Tierklinik, wo ihm ein Katheder gelegt wurde. Das Procedere wiederholte sich nun täglich zweimal. Parallel dazu wurde ein eingehender Check mit einer Blutuntersu- chung durchgeführt. Alle Untersuchungen bestätigten unseren anfänglich geäußerten Verdacht: „Richard“ hatte das Cushing- Syndrom, diese Erkrankung ist nicht heil- bar und er musste nun lebenslang Medika- mente einnehmen. Zum Cushing-Syndrom kommt es bei Hunden, die große Mengen an Korti- sol produzieren, ein Hormon, das für die Stoffwechselregulierung zuständig ist. Un- behandelt kann es u.a. zu Infektionen der Nieren und des Harntraktes, zu Blutge- Richard in Not Neulich in Mühlenbeck ... aufgezeichnet von Erika Cipper „Dr. Kimble“ muss geholfen werden - Tierärzte im Einsatz

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