Mühlenspiegel 2

19 kinder glück www.zaubernuss-schildow.de Text: Claus Schmidt-Eckertz Fotos: Reinhard Musold, Karin Hohensee Spielend lernen. Lernend spielen. Im Haus herrscht auch hierbei eine entspannte Stimmung vor. Das Waldorf-Konzept wirkt Das Schneckenhaus ist innen wie außen mit natür- lichen, gesundheitlich unbedenklichen Materialien gebaut worden. Wie im gesamten Gebäude zeigt sich auch im Wasch- raum die Form eines Schneckenhauses. Die Becken sind entsprechend angeordnet und höhenversetzt nach Innen gehst, umso mehr gelangst du in deine Mitte. Dort konzentrieren sich deine Kräfte auf einen Punkt. Hier kannst du loslas- sen und Neues empfangen, bevor du dich lang- sam wieder nach außen drehst. Mhm ... Immerhin strahlt das Innere des Schne- ckenhauses mit seinen warmen, natürlichen Farben und den allseitig geschwungenen, fließenden Formen ein starkes Gefühl von Geborgenheit und Ruhe aus. Das ist schon beeindruckend. Und wie viel Waldorf steckt nun in der Zaubernuss? Frau Zoldan erklärt es mir: „Die Waldorfpädagogik will speziell diejenigen Fähigkeiten in uns hervorrufen, die für ein harmonisches Zusammenleben unerlässlich sind. Die Pädagogik wurde durch den Re- formpädagogen Rudolf Steiner (1861 - 1925) begründet. Sein Erziehungsmotto lautet: Das Kind in Ehrfurcht empfangen, in Liebe erzie- hen und in Freiheit entlassen. Die Erziehung zur Freiheit ist ein hohes Ideal und es bedarf der genauen Kenntnis der kindlichen Ent- wicklung, diesen Anspruch zu erfüllen.. Im Schneckenhaus erkenne ich, was ge- meint ist. Die Kinder beschäftigen sich nicht mit „fertigen“ Dingen, sondern entdecken die möglichen Zwecke der Dinge selbst und ge- stalten z.B. aus Steinen, Baumrinde, Tannen- zapfen, Muscheln, Wolle oder Holzteilen fan- tasievolle eigene Spielzeuge. Sie bewegen sich dabei in einem harmonisch und ausschließ- lich aus Naturmaterialien gestalteten Innen- raum. Bei der Zubereitung der Lebensmittel werden die Kinder aktiv mit einbezogen und erleben z.B. wie aus Mehl Brot gebacken wird. Die meisten Zutaten sind dabei von hoher Qualität (Demeter) und natürlich rein vege- tarisch. Das ist schon beeindruckend. Entgegen mancher Vorurteile erleben die Waldorfkinder einen geregelten Tagesab- lauf mit Mahlzeiten, Spiel- und Ruhephasen. Musisches Erleben und Kreativität genießen dabei einen besonderen Stellenwert. Die Kin- der können sich in liebevoll hergerichteten Spiel-Ecken frei entfalten; sie malen, basteln und üben sich sogar im Nähen und Weben. Oder sie spielen im Freien, im schön angeleg- ten Garten des Außengeländes. Am meisten wirkt auf mich aber doch die innere Ausgestaltung der „Schnecke“. Man fühlt sich ja tatsächlich wie in einer Schne- cke, denn die besondere Spiralform ist stets präsent. Von der Anordnung der niedrigen Waschbecken bis hin zu den niedlichen Bal- dachinbetten. Holz, Tuch, Keramik und der- gleichen Materialien sorgen dabei durchgän- gig für Behaglichkeit und das vorherrschende warme gelbliche Licht unterstützt diese An- mutung vortrefflich. 18 Erzieherinnen und Erzieher sowie Praktikanten kümmern sich um die 71 Kin- der, darunter 20 Kinder unter 3 Jahren. Das ist sicher ein gutes Betreuungsverhältnis. Die Kosten pro Kind entsprechen denen der kom- munalen Kitas, allerdings ist für Zusatzkos- ten wie Eurythmie (expressive Tanzkunstleh- re), die Essensversorgung der Kinder sowie für das Taschengeld der Praktikanten extra zu zahlen. Wer mehr über diese Details wis- sen möchte, Frau Zoldan gibt gern Auskunft. Mein Besuch in der Zaubernuss hat mich beeindruckt. Und nicht nur aufgrund der verblüffenden Schneckenhaus-Architektur. Auch die Waldorfpädagogik erscheint mir keineswegs verschroben, sondern sehr mo- dern und vernünftig. Hildegard Zoldan bringt es auf den Punkt: „Wir erziehen unsere Kinder frei, aber nicht antiautoritär!“

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