Mühlenspiegel 2

12 gemeinde leben V orweg eine formale Frage, wie ist eigentlich Ihre korrekte Anrede: „Herr Pfarrer“, „Herr Pastor“ oder „Herr Has- se“?, ist das regional unterschiedlich, gibt es vielleicht sogar ein Nord-Süd-Gefälle? Alle drei Anreden sind korrekt, es gibt aber tatsächlich ein Gefäl- le vom Norden zum Süden. Nördlich von Berlin wird der Pfarrer oft mit Pastor angesprochen, weiter im Süden mit Herr Pfarrer. Hier in Mühlenbeck sagen die meisten zu mir Herr Hasse. Ich bin auch sehr damit zufrieden, denn ich verstehe mich nicht als Pfarr-Herr, der über der Gemeinde steht oder als Aufseher, sondern als einer, der mit den Leuten unterwegs ist und als Begleiter für sie bereit steht mit einer besonderen Aufgabe. Sie studierten Theologie in Greifswald und Prag, danach schloss sich ein Vikariat in Treuenbrietzen und ein Predigerse- minar sowie das 2. Theologische Examen in Wittenberg an und waren dann nach Ihrer Ordination im Jahre 1991 als Pfarrer in Gerswalde in der Uckermark tätig. Das ist ein sehr langer Weg. Da kommt man an der Frage nicht vorbei: „Warum wird man Pfarrer?“ Ist Pfarrer sein ein Beruf, in den man hineinwächst, oder eine Berufung, die man von Anfang an lebt? Natürlich wächst man in den Beruf des Pfarrers auch hinein, aber wenn da nicht im Herzen etwas brennt, was den Glauben anbetrifft, dann ist die Ausübung dieses Berufes, glaub ich, nicht möglich. Inso- fern ist ganz wichtig, dass es eine Berufung gibt. Für mich war ent- scheidend die Zeit als ich ehrenamtlich in der Jugendarbeit tätig war und ich gemerkt habe, dass mir an vielen Stellen das Hintergrundwis- sen fehlt. Da wollte ich dann doch das Studium angehen und ganz für die Leute da sein und ihnen den Inhalt der Bibel und die Botschaft näherbringen, was ich jetzt tue. Sie sind nun 12 Jahre hier in der Gemeinde als Pfarrer tä- tig, da kann man schon ein ganzes Stück zurück und auch nach vorn blicken. Was hat sie bewogen gerade in unsere Gemeinde zu kommen und wie gefällt es Ihnen bei uns im Mühlenbecker Land - fühlen Sie sich hier schon zu Hause, sind sie sozusagen angekommen? Ich bin hier in Mühlenbeck und Schildow sehr schnell angekom- men, ich bin von vielen mit offenen Armen und sehr freundlich emp- fangen worden. So habe ich mich und mit meiner Familie zusammen auch sehr schnell hier heimisch gefühlt. Dazu kommt, dass ich in der Nähe von hier - in Bernau - groß geworden. Ich liebe den wie ich es nenne „Randberliner Charme“, dass die Leute ihr Herz hier oft auf der Zunge tragen und gleich sagen was sie mögen oder was nicht. Damit kann ich sehr gut umgehen, dass ich dann auch reagieren kann und weiß, was für die Leute gut ist bzw. was nicht so gut ist. Was genau begeistert Sie an Ihrer Tätigkeit hier und worin sehen Sie die größte Herausforderung für die kommenden Jahre? Mich begeistert hier in der Gegend, dass es sehr viele Menschen mit ganz vielen Ideen und Vorstellungen gibt, die teilweise schon lange hier wohnen und auch viele, die hierher gezogen sind mit bestimmten Vorstellungen und die auch etwas bewegen wollen. Das macht Spaß, mit solchen Menschen zu arbeiten. Die Herausforderung hängt aber Ich liebe diesen Randberliner Ein Gespräch mit Bernhard Hasse über Beruf und Allta

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