Mühlenspiegel 1

6 k ulturspiegel Frau Wiedstruck, Frau Weidenstrauch, welchen Namen hören Sie lieber? International bekannt bin ich unter meinem ursprünglichen Namen Wied- struck, was manchen zweifeln ließ, ob ich überhaupt eine Deutsche sei. Wiedstruck ist norddeutsches Platt und heißt übersetzt Weidenstrauch. Ich denke, dass dieser Name eher zu meinem Projekt Deutsches Lied-The- ater „Lindenbaum“ passt. Frau Weidenstrauch, Sie sind eine be- kannte und gefeierte Opernsängerin, die auf allen namhaften Bühnen der Welt ge- sungen hat. Wie wohl fühlen Sie sich im Mühlenbecker Land? Je öfter und je weiter ich von Zuhause weg bin, umso stärker spüre ich den Drang zurück nach Hause, zu meinen Wurzeln. Das ist wie ein Gummiband. Je stärker man es dehnt, umso mehr zieht es einen zurück. Ich bin ja eine „Brandenburger Pflanze“. Hier ist meine Heimat, nur hier komme ich wirklich zur Ruhe. Und das Mühlenbecker Land? Das ist für mich eine ideale Verbin- dung zwischen Wald, Wiesen und Wasser und der Nähe zur Hauptstadt. Außerdem treffe ich hier Menschen, die nicht nur un- glaublich tatkräftig und kreativ sind, son- dern auch von Herzen freundlich, hilfsbe- reit und engagiert. So eine Kombination ist schon etwas Besonderes. Sie haben im Mühlenbecker Land den Kammerchor „Lindenbaum“ gegründet. Erfüllt das Projekt Ihre Erwartungen? Da hat sich für mich ein Traum verwirk- licht. Opern sind ja nur sehr arbeitsteilig zu realisieren, da bin ich als Sängerin ein Teil von vielen anderen. Einen Chor wie den „Lindenbaum“ zu verwirklichen, das ist schon so eine Art Gesamtkunstwerk. Hier kann ich mich um alles selbst kümmern, von der Gestaltung der Homepage über die Proben bis hin zur Konzertplanung. Das empfinde ich als sehr beglückend. Außerdem fällt mein Angebot auf fruchtbaren Boden. Die Menschen hier sind begeistert vom ge- meinsamen Singen und ich fühle mit ihnen. Nachwuchsprobleme hat der „Lindenbaum“ jedenfalls nicht. Sie haben an der Hochschule für Mu- sik „Hanns Eisler“ Gesang studiert und 1988 Ihre Karriere als Opernsängerin be- gonnen. Gab es für Sie eine Alternative, einen konventionellen Beruf? Ich bin ja gelernte Zootechnikerin/Mecha- nisatorin; ich wollte sogar Landwirtschaft studieren. Aber ich denke, die Liebe zu ei- nem Beruf braucht einen inneren Drang und diese Leidenschaft empfand ich eher für den Gesang. Meine Eltern haben das verstanden und mich unterstützt. Dafür bin ich Ihnen dankbar. Was bedeutet für Sie eigentlich Ihre Stimme? Ist sie ein Geschenk der Natur, eine Bestimmung, ein hartes Stück Arbeit ...? Ihre Frage ist zugleich meine Antwort. Meine Stimme ist für mich vor allem eine Begabung und ein Auftrag, diese zu vervoll- kommnen. Hinzu kommt das beglückende Gefühl der Nähe zu den Zuhörern, die Über- einstimmung mit ihnen im Kunsterleben. Das überstrahlt alles. Gibt es noch andere Leidenschaften für Sie - neben dem Gesang? Neben der Musik? Eigentlich nicht. Ich ar- beite gern handwerklich, gehe mit der Spra- che um, ich schreibe zum Beispiel meine Ge- danken auf. Die bleiben aber privat. Welche Art von Musik hören Sie neben der Klassik? „Filippo, singen Sie mit mir!“ Yvonne Wiedstruck stand auf dem Olymp der Kunst, sang an der Mailänder Scala und in Bayreuth. Jetzt lebt sie in Summt. Wie wohl fühlt sich ein Weltstar im Mühlenbecker Land? kultu iegel

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