Mühlenspiegel 1

25 Reinhard Wenn ich mal Rentner bin, dann küm- mere ich mich um die Mühle; so dachte Reinhard Wittig schon in den Siebzigern. Der Gedanke an die Mühle lag für den diplomierten Ingenieur ja nicht weit: Das Wochenendgründstrück, das seine Frau Monika und er seit 1965 bewohnten, lag in direkter Nähe zur Mönchmühle, in der immerhin bis Ende März 1973 noch Korn gemahlen wurde. Fünf, sechs Arbeiter erzeugten damals Mehl für ein landwirt- schaftliches Kombinat in Potsdam, das Brot und Tierfutter erzeugte. Das Ganze warf aber keinen Profit ab, und so wurde der Betrieb geschlossen. Nach der Wende waren dann auch hier die Zuständigkeiten und Eigentumsverhältnisse unklar und das „Ojekt“ wurde sich selbst überlassen. Ver- fall und Vandalismus waren die Folge. Reinhard Wittig verfolgte diese trau- rige Entwicklung mit Interesse, denn sein Traum einer restaurierten, offenen Mönch- mühle als Begnungsstätte und technisches Museum bewegte ihn weiter. Das ganze damalige Hin und Her zwischen Treuhand und so genannten Investoren kam und kam zu keinem Ergebnis und die Mönchmühle machte zunehmend den Eindruck einer Müllkippe. Nachdem ein Abriss der Mühle und der Neubau mehrstöckiger Wohnhäu- ser ins Gespräch gekommen war, entstand Ende Februar 2003 eine spontane Bür- gerinitiative, der sich Wittig kurzerhand anschloss. Sein Aktivgeist war jedenfalls geweckt. Infostände und Mühlenfeste wur- den organisiert und auch der rbb berichtete ausführlich über die neue Bewegung. Am 31. März 2004 wurde dann der För- derverein gegründet. Sein Ziel: Der Erwerb, der Wiederaufbau und die Wiederinbe- triebnahme der Mönchmühle im Schaube- trieb. „Das war wirklich eine schöne Zeit“, erinnert sich Reinhard Wittig, „es gab viel zu tun, aber die Bevölkerung hat uns unter- stützt, nicht zuletzt mit Sachspenden, Bau- material, Schrauben und solchen Sachen. Wir haben bereits Stücke fürs Museum ausgewählt und natürlich Feste organisiert, um etwas Geld für unsere weitere Arbeit zu sammeln“. 2007 musste Reinhard Wittig sein Amt als Vorsitzender des Vereins aus gesund- heitlichen Gründen aufgeben, aber seine Erfahrungen und sein Wissen als erfahre- ner Elektrotechniker bleibt für die „neuen Mönche“ unverzichtbar (die technischen Planungen für das neue Wasserrad stam- men von ihm). Und sonst? Reinhard Wittig freut sich, dass seine Mühle weiter, nicht zuletzt von der Gemeinde, unterstützt und gefördert wird. Sein Traum wird jedenfalls Wahrheit werden, da ist er sich ganz sicher. Und bis dahin kümmert er sich vermehrt um sei- nen Garten und seine Enkelkinder. Außer- dem, in Gedanken arbeitet Reinhard Wit- tig längst an seinem Buch. Worum es geht? Natürlich um die Geschichte der Mönch- mühle. Helmut 2001 war es endlich soweit. Der gebür- tige Kölner und seit 1965 im Märkischen Viertel lebende Helmut Radünz und seine Frau hatten ihr Traumgrundstück gefun- den. Im schönen Mühlenbecker Land, vor den Toren der großen Stadt. Mit direktem Ausblick auf die Mönchmühle. rück spiegel Allerdings, der Blick auf das alte Ge- mäuer war kein angenehmer. Müll und Un- rat häuften sich da und allerlei lichtscheues Gesindel fand sich ein. Helmut Radünz, der diplomierte Maschinenbau-Ingenieur und engagierte Berliner Feuerwehrmann wollte das nicht hinnehmen. Und siehe da: 2003 wurde er auf die Einladung einer Bürgerin- itiative aufmerksam und traf auf 20 Gleich- gesinnte. Ihr gemeinsames Ziel: Die Ret- tung der Mönchmühle! Schnell war Helmut Radünz Feuer und Flamme. Vereinsarbeit war ihm als Mit- macher in einem großen „Reinickendorfer Sportverein“ nicht unbekannt und über- haupt, das Organisatorische war sein Me- tier. Seine Vision: „Das Ding soll wieder

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